Zwar verleihen nicht wir das SAM (SpielAnsetzungs-Monster), sondern das Fanbündnis ProFans, aber die Fans des F.C. Hansa Rostock hätten den Preis gestern beim Spiel ihrer Mannschaft bei Fortuna Köln mehr als verdient gehabt. Noch fanunfreundlicher geht es wohl nicht, liebe Spieltagskonzipierer des DFB: Klar Hansa Rostock hat bundesweit Fans, aber die meisten kommen doch aus der Ostsee-Region und deswegen gehen 600 bzw. 1.200 Autobahn-Kilometer (Entfernung zwischen Ostseestadion und Südstadion) für ein Spiel am Freitag Abend um 19 Uhr mal gar nicht.
Fortuna Köln mit 5:1 Feuerwerk gegen Hansa Rostock
Bemerkenswert trotzdem, dass gut 1.100 Fans die Reise nicht scheuten und bei winterlichem nasskaltem Wetter die Gästekurve sehr gut füllten und vor allem in allen Ecken und Höhen beflaggten. Umso enttäuschter waren die Mitgereisten, was sie da auf dem Rasen von ihrer Mannschaft sahen. Während noch ein paar Anhänger die Werbebanden und die Werbe-Anzeigetafel über dem Gästeblock enterten, um ihre großen Zaunfahnen in schwindelerregender Höhe zu befestigen, da stand es schon 3:0 für Fortuna Köln.
Innerhalb von fünf Minuten hatten die Fortunen die Rostocker völlig überrollt. Dabei lief die Vorbereitung in der Winterpause für die Kölner alles andere als gut: Mit vier Testspielniederlagen in Folge gingen sie in die gestrige Partie. Vielleicht machte aber die Eingangs-Choreo der Kölner Fans den Spielern Beine: Mit roter und silbener Folie zogen sie zwei Spruchbänder in Anlehnung an ihr Vereinslied vor dem Zaun hoch („En d'r Südstadt“ "Jeiht et Leech aan" - "In der Südstadt" "Geht das Licht an") und eine breite Folie über den Block. Wer nun eine Pyroshow aus Rauch und Bengalos, welche normalerweise verdeckt angezündet wird, erwartete, bekam keine. Stattdessen wurde eine Feuerwerk-Batterie hinter dem Heimblock außerhalb des Stadions mit Raketen und Leuchtspur abgefeuert. Eine sehenswerte Kurvenshow mit Pyro, für die der DFB nichts in sein Geldsäckelchen bekommen dürfte.
Sehenswertes gab es für die Fans von Fortuna Köln dann auch fast direkt auf dem Rasen: Erst der Doppelschlag in der 15. und 16. Spielminute von Biada und Königs, dann der verwandelte Foulelfmeter wieder durch Königs. Das Spiel war entschieden. Zwar kamen die Rostocker noch kurz vor der Pause zum 3:1 durch einen kunstvoll verwandelten Freistoß von Jänicke, aber die Aufholjagd blieb in der zweiten Hälfte aus. Denn zum Pausenpfiff dezimierten sie sich noch selbst: Weil Marco Kofler zuviel reklamierte, erhielt er vom Schiedsrichter Wolfgang Stark die gelb-rote Karte. Die Hansa Fans nahmen es mit Sarkasmus und widmeten sich gesanglich mit Texten wie "Wir wollen Sex am Hauptbahnhof" einem ganz anderen Thema. Einige veranstalteten aber auch während des Spiels ein Techtelmechtel mit Kölner Anhängern außerhalb des Stadions am Vereinsheim, bei dem einiges zu Bruch ging. Statt dem "Eine Arm-Länge"-Motto der Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker zu folgen, lanciert die stark in der Kritik stehende Kölner Polizei schon vor dem Spiel eine recht umstrittende Maßnahme: So verfügte sie für Personen mit bundesweitem oder lokalem Stadionverbot ein Bereichsbetretungsverbot in Stadionnähe bzw. im Stadtgebiet von Köln. Wohlgemerkt mit den "Personen" waren ausschließlich die Rostocker Anhänger gemeint.
Die im Stadion befindlichen Fans packten ab der 72. Spielminute ihre Sachen und verließen den Gästeblock. Das 4:1 für Köln war zuviel. Das 5:1 in der 83. Spielminute sahen dann nur noch etwa hundert Rostocker Fans. Die Stimmung in Rostock vor der anstehenden Jubi-Choreo zum 50. Vereinsjubiläum in der kommenden Woche beim Spiel gegen Osnabrück könnte besser sein. Fortuna Köln kann in der zweiten Drittligasaison den Blick locker nach vorne richten. In der kommenden Woche geht es nach Cottbus.
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Benutzer-Kommentare
Natürlich. Danke für den Hinweis, des Fehlerteufels, wenn man zu sehr in Gedanken am Gästeblock hängt.