Bochum gegen Bayern: Fliegender Holländer vermiest blau-weiße Sensation

KH Updated 12 Februar 2016
Bochum gegen Bayern: Fliegender Holländer vermiest blau-weiße Sensation

Zwischen Freiburg und Sandhausen liegt München. Nein nicht geografisch, sondern aus Heim-Spieltag-Sicht des VfL Bochum. Am vergangenen Freitag spielten die Bochumer gegen die Breisgauer (2:0) vor 18.245 Zuschauern und das nächste Liga-Heimspiel findet in 17 Tagen im Ruhrstadion statt. Schön wäre es sicherlich wenn die 6.000 Zuschauer (4.000 Gästefans mal abgezogen), die gestern zusätzlich den Weg ins Stadion zum DFB-Pokal Viertelfinale gegen den FC Bayern München  gefunden haben, diesen dann auch finden würden - es würde sich lohnen.

Aber der Rekordmeister zieht halt mehr als zweite Liga auch wenn das Ergebnis für viele schon vor dem Spiel feststand, es dann aber doch etwas anders lief als gedacht. Denn normalerweise liegen sportlich zwischen der Castroper und der Säbener Straße bekanntlich nicht nur Ligen, sondern auch Welten. Das letzte Aufeinandertreffen war ein Testspiel vor einem Jahr (ebenfalls im ausverkauften Ruhrstadion), in welchem der VfL Bochum zwar in Führung ging, aber am Ende mit 5:1 verlor.

Eine von beiden Fangruppen seit 1973 gelebte Fanfreundschaft und ein ausverkauftes (noch bis zum Sommer benannte „rewirpower“) Ruhrstadion ohne wirkliche Blocktrennung bildete den gestrigen Rahmen für die sechste Pokalbegegnung der beiden Traditionsvereine (das Achtelfinale 1985 wurde in zwei Spielen ausgetragen). Nur einmal ging der VfL als Sieger hervor: Am 15. Mai 1968 vor 41.000 Zuschauern mit 2:1. Immerhin die letzte Pokalbegegnung am 20. Dezember 2011 entschied sich erst in der letzten Minute des Spiels (1:2 durch Arjen Robben).

Und auch das gestrige Spiel, das die Bochumer Fans auf der Ostkurve mit einer sehenswerten Choreo (die in klein wenig argentinisch anmutete) unter dem Motto "Blau und Weiss zur Sensation" (in Anlehnung an die stadionübergreifenden Choreografie "Blau und Weiss in Runde 4" vor der Pokalpartie gegen den FC Kaiserslautern ) einleiteten, entschied eigentlich irgendwie Arjen Robben. Zwar startete wie erwartet der FC Bayern München mit viel Elan und Ballbesitz in die Partie, die besten Chancen hatte der VfL Bochum in den ersten 30 Minuten. Gleich zweimal  hatte der VfL Stürmer Simon Terrode die beste Möglichkeit hinter Bayern-Keeper Manuel Neuer einzunetzen.  

In der 18. Spielminute startete dann der Weg zur Bochumer Niederlage. Nach einem Foulspiel von Arjen Robben, welches der Schiedsrichter nicht beachtete, musste Timo Perthel, der bis dahin eine glänzende Leistung ablieferte verletzungsbedingt (Hornhautriss) ausgewechselt werden. Für ihn kam Jan Simunek in der 27. Spielminute in die Abwehr und Felix Bastians rückte auf die Perthel-Position. Das Spiel plätscherte fast zehn Minuten vor sich hin, bevor Robert Lewandowski einen Stellungsfehler der Bochumer nutzte und mit einem Billiardtor das 1:0 in der 39. Spielminute markierte. Natürlich bitter kurz vor der Pause, aber es wurde noch schlimmer. Arjen Robben hakelte sich in der 43. Spielminute beim gerade eingewechselten Jan Simunek ein und liess sich theatralisch im Strafraum fallen. Der Schiedsrichter zögerte kurz und entschied dann auf Strafstoß. Von einer Schwalbe zu sprechen, wäre zu viel, aber schon ein irgendwie erzwungener Strafstoß und vor allem ein provozierter Platzverweis. Denn Simunek war "letzter Mann" und musste mit glatt rot wegen "Notbremse" vom Platz (Resultat: zwei Pokalspiele Sperre). Wie sagt man so schön: "es wurde schon für viel weniger gepfiffen".

Die Fragen müssen gestellt werden: Hat der FC Bayern so eine unfaire Aktion nötig? Hatte der große FC Bayern soviel Angst vor dem VfL Bochum, dass er einen Elfmeter und einen Platzverweis erzwingen musste? Die Worte "Fair Play" scheinen für einen Arjen Robben nicht zu gelten. Wie richtig der Elfmeter war zeigte sich später: Elfmeterschütze Thomas Müller fand im Bochumer Torwart Manuel Riemann (eigentlich im ganzen Spiel) seinen Meister. Elfmeter gehalten, ein schwacher Trost. Denn zu zehnt gegen die Ballkünstler aus Bayern war der VfL Bochum in der Folge natürlich ohne Chance. Die Bochumer Fans hatten ihre beiden "Buhmänner" ausgemacht. Zum einen der Schiedsrichter, der das Foul von Robben an Perthel nicht wertete und dann auf das Schauspiel des Niederländers reinfiel. Zum anderen Arjen Robben der in der zweiten Häfte mit Pfiffen und Sprechchören ("Ohne Holland fahren wir zur EM" und "Alle auf die 10") eingedeckt wurde.

Ein unfairer Spieler ändert natürlich nichts an der Fanfreundschaft der beiden Fangruppen. Vor allem die Münchener Fans im Gästeblock betonten mit Gesängen immer wieder diese Freundschaft und die Ultras Bochum zogen in den zweiten Halbzeit ein unterstützendes Spruchband ("Niemals aufgeben FC Bayern Ultras / UB99") für die befreundete gegenüberliegende Seite. Die Münchener Ultras (u.a. Schickeria) zeigten dagegen ein Spruchband ("Bocia Libero") welches die Solidarität mit  Claudio Galimberti zeigen sollte, dem Capo vom italienischen Klub Atlanta Bergamo, der unter Polizeiaufsicht für die kommenden drei Jahre gestellt wurde und die Stadt Bergamo nicht verlassen darf. In Italien solidarisieren sich mehrere Fangruppen verschiedener Klubs mit dem Capo.

Das Spiel in Bochum ging erwartungsgemäß an den FC Bayern: Thiago traf in der 61. Spielminute und Robert Lewandowski in der Schlussminute. Der Weg ins Finale geht nun über Werder Bremen. Für Bochum heißt es nun volle Konzentration auf die zweite Liga (auswärts in Nürnberg) und vielleicht, herrscht schon bald wieder so ein herrlicher "Ausnahmezustand" an / auf der Castroper Straße wie 2 Stunden vor dem gestrigen Spiel, als die Fans in Massen ins Stadion strömten. Verdient hätte es der Klub.

> zu den Bochum Fotos vom Spiel

> zu den Bayern Fotos vom Spiel

Stadionname:
  • Vonovia Ruhrstadion
Artikel wurde veröffentlicht am
11 Februar 2016
Spielergebnis:
0:3
Zuschauerzahl:
28.000
Gästefans
4000

Ligen

Inhalt über Liga
DFB-Pokal

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2 Kommentare
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G
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Kennt man ja nicht anders vom Robben.
G
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