Zwei Siege, ein Unentschieden sowie 16 Niederlange stehen für Baník Ostrava nach 19 Ligaspielen in dieser Saison zu Buche. Bei zehn Punkten Rückstand auf den ersten Nichtabstiegsplatz drohen die Lichter für ein Schwergewicht des tschechischen Fussballs so langsam auszugehen. Auch abseits der sportlichen Talfahrt durchlebt der schlesische Anhang in den letzten Monaten eine alles andere als unbeschwerte Zeit. Vom legendären Bazaly Stadion musste man sich mit dem Ende der letzten Spielzeit für immer verabschieden und auch das Verhältnis zum eigenen Klub ist belastet. Wurden in der letzten und aktuellen Spielzeit der überwiegende Teil der Heimspiele boykottiert, haben sich Klubführung und Fanszene nun scheinbar im Kampf gegen den drohenden Abstieg (vorübergehend) zusammengerauft. Trotz oder vielleicht gar wegen der erschreckenden Tabellenkonstellation brachte Banik mit 1.011 Fans so viele Schlachtenbummler wie noch nie in die Eden Arena.
King Baník nur auf den Rängen majestätisch - Souček lässt Slavia Praha jubeln
Die heutige Partie, die nicht wenige wohl als das Aufeinandertreffen der beiden besten Fanszenen Tschechiens bezeichnen würden, stand für die Mädels und Jungs aus Ostrau ganz im Zeichen des Bergbaus. Weit vor Spielbeginn war der Gästeblock bereits gutbesucht und es waren auch schon die ersten akustischen Grüße an die Nordtribüne zu vernehmen. Kurz vor Spielbeginn wurde dann noch einmal der gesamte (!) Anhang vor den Gästeblock beordert, wo es anschließend eine kurze Ansprache innerhalb der Fanszene gab. Unter einer DUL Eden Fahne zogen die Schlesier passend zum Untertagemotto mit allerlei Papprequisiten aus dem Bergbau lautstark in den Block ein. Nach sechs Minuten dann die für Banik typische Blockfahne mit dem Schriftzug : "Ja jsem hornik ! kod je vic?" abgerundet mit jeder Menge Pyrotechnik.
Und Slavia? Die starteten wie gewohnt lautstark in die Partie und zauberten später noch eine schicke Papptafel-Choreo mit vielen roten Bengalen auf die Nordtribüne. Wie erwartet tat sich Slavia leichter mit dem Spiel und kam ein ums andere Mal sehr schnell vor das gegnerische Tor, scheiterte aber an der eigenen Chancenauswertung. In der 27. Spielminute ging Baník dann überraschend durch einen sehenswerten Heber von Azevedo in Führung - im Gästeblock natürlich brachialer Jubel. Lang hielt der Zustand allerdings nicht, denn bereits fünf Minuten später glich Souček aus, um weitere fünf Minuten darauf die Führung für das Team mit dem Roten Stern auf der Brust zu erzielen. Doppelt unglücklich für die Ostrauer, denn das Gegentor fiel direkt in die Vorbereitung der zweiten Choreo - 10 Jahre Thugs from Havirov, wenn ich das richtig interpretiert habe.
Auch in der zweiten Hälfte hatte sich der blau-weiße Anhang noch eine optische Aktion ausgedacht, so wurden kurzerhand im Sektor Überzieher in den Vereinsfarben verteilt, was abermals ein gelungenes Bild abgab. Grundsätzlich ist der Anhang der Ostrauer dafür bekannt gerne auch bei Auswärtsspielen mit der einen oder anderen Choreo zu glänzen, dennoch schien man heute besonders motiviert zu sein - klar es ging hier auch darum, eine Vormachtstellung auf den Rängen zu verteidigen. In Minute 67 war der berühmte Sack dann endgültig zu, als abermals Souček für die Hausherren einnetzte. Gegen Ende des Spiels wurde auf der Heimseite noch eine große Pyroshow gezeigt, welche die Nordtribüne in rotes Licht kleidete. Slavia darf sich Hoffnung auf den Europapokal machen, während Baník bangen muss nächstes Jahr ganze andere Destinationen anfahren zu müssen.
Fotos: Tim Seidenberg (Flickr-Seite)