Bereits in der Sachsenliga hatte man sich gefragt, was der FC International Leipzig in Fußballgottes Namen in der Oberliga suchen möchte. Am Ende der vergangenen Saison ließ der erst im August 2013 gegründete Verein die BSG Chemie Leipzig, die sich nicht nur Chemiker eine Etage höher gewünscht hatten, hinter sich und stieg in die Südstaffel der NOFV-Oberliga auf. Statt eines Einhornes ziert nun ein Löwenkopf das Vereinsemblem. Finanzen, Spieler und Trainer sind in adäquater Form vorhanden. Auch wenn eine geeignete Spielstätte noch fehlt, stürmt nun auch in der Oberliga der FC International in RB-Manier nach vorn. Anfangs sah es zwar nach einem Alleingang des 1. FC Lok Leipzig aus, doch nachdem die Loksche mehrmals nicht über ein Remis hinauskam, rückte der FC International den Jungs aus Probstheida richtig auf den Pelz. Mehr noch. Mit einem Sieg im Spitzenspiel wäre der FC International in der Tabelle vorerst sogar vorbeigezogen. Zwar hat die Loksche so oder so noch zwei Nachholspiele im Ärmel, doch man weiß ja nie. Ein Sieg sollte her im „6-Punkte-Spiel“ gegen den unbequemen Stadtrivalen.
1. FC Lok Leipzig vs. FC International Leipzig: Djamal Ziane lässt das Plache-Stadion beben
HotVon einem Derby wollte man jedoch nicht wirklich sprechen. Bekanntlich wird ein Derby nicht nur auf dem Rasen, sondern auch auf den Rängen ausgespielt. Knisternde Atmosphäre in beiden Fanblöcken. Da der FC International allerdings häufig unter 100 Zuschauer bei seinen Heimspielen begrüßen kann, war auch beim Spitzenspiel im Bruno-Plache-Stadion nicht wirklich viel zu erwarten. Und in der Tat hatten sich nur rund 30 Anhänger des FC International im Gästeblock eingefunden. Die Beflaggung erinnerte ein wenig an die Anfangstage von RasenBallsport Leipzig. Hat man sonst keine Zaunfahnen, werden halt Länderflaggen an den Zaun geknüpft. Schließlich hat man ja Spieler verschiedenster Nationalität im Kader. So hingen unter anderen eine australische, eine albanische, eine bosnisch-herzegowinische, eine kroatische, eine deutsche und eine japanische Fahne (allerdings die alte mit den Strahlen) am Zaun. Ganz links war noch Blau auf Orange „Inter-Family“ zu lesen. Großes Fan-Kino beim Stadtduell.
Großes Kino - und das ohne Ironie - gab es indes auf Heimseite. Bereits beim Vorverkauf wurden über 2.700 Tickets abgesetzt. Letztendlich waren es 4.188 Zuschauer, die den Weg auf die Ränge des altehrwürdigen Bruno-Plache-Stadions gefunden hatten. Besonders die wohl gefüllte Haupttribüne samt Dammsitz (Stehbereich vor der eigentlichen Holztribüne) gab einen überaus beeindruckenden Anblick ab. Zu Beginn gab es auf dem Oberrang eine Choreo zu 50 Jahre Fußballgeschichte. Aufgelistet wurden die vier Erfolge im FDGB-Pokal 1976, 1981, 1986 und 1987, die drei DDR-Vizemeistertitel 1967, 1986 und 1988 sowie das Europapokalfinale 1987. Zu lesen waren zudem 24 verdiente Spieler des 1. FC Lok. Mit dabei unter anderen Heiko Scholz, der derzeit als Trainer erfolgreich bei der Loksche arbeitet und den Verein zurück in die Regionalliga führen will. Was den Support betrifft, darf bescheinigt werden, dass es lange nicht mehr solch eine gute Stimmung gab. Vom Oberrang aus konnten phasenweise auch Dammsitz und Gegengerade mitgerissen werden. Ebenfalls ihren Anteil hatte die „Fankurve 1966“, die mit zwei Rauchtöpfen zudem einen optischen Akzent setzen konnte.
Auf dem Rasen ging es überaus temperamentvoll zur Sache, und besonders die Spieler des FC International loteten öfters die Grenzen aus. Das Ziel der Gäste war klar: Den 1. FC Lokomotive erst gar nicht ein sauberes Spiel auffahren lassen. In den ersten 20 Minuten ging der Plan auch auf. Das eine oder andere Foul verhinderte den Spielfluss und führte zu Rudelbildungen. Nach und nach stellten sich jedoch die Gastgeber drauf ein. Es wurde flüssiger und kurz vor der Pause platzte auch der Knoten. Djamal Ziane lief von rechts kommend allein auf Inter-Keeper Eduardo Calvo Martin zu und brachte den Ball souverän im Kasten unter. Großer Jubel im weiten Rund. Hitzig wurde es wenig später beim Gang in die Kabinen. Der Pausentee rief, doch vorher wurde noch das eine oder andere Wort ausgetauscht. Mittendrin war auch Lok-Trainer Heiko Scholz, der leicht angerempelt wurde.
Provozierende Gästespieler? Die Loksche gab auf dem Platz die Antwort. Mit mächtig Dampf drängte der 1. FC Lok zum 2:0. Mit Erfolg. In der 52. Minute eilte Ziane wieder auf das gegnerische Tor zu, und wieder bewahrte er die Übersicht und schob den Ball platziert ein. Na, das passte doch! Die drei Mädels hielten vor der Haupttribüne wieder die Schilder hoch. 2:0! Der FC International gab jedoch noch nicht auf. Weit nach vorn wurde in der 67. Minute der Ball gespielt. Nachdem der 1. FC Lok das Spielgerät nicht aus der Gefahrenzone bringen konnte, machte Bocar Djumo den Anschlusstreffer für die Einhörner. Oder für die selbst ernannte Multi-Kulti-Truppe. Oder als was sie sich halt sehen. Logischerweise wurde nun eine spannende Schlussphase eingeläutet. Die Loksche konnte die knappe Führung jedoch über die Runden bringen und anschließend euphorisch den herausgeholten Punktevorsprung feiern. Dieser beträgt nun fünf Punkte. Dazu die beiden Nachholspiele - der verdiente Weg in die Regionalliga Nordost dürfte frei sein. In Probstheida darf man sich langsam aber sicher auf die Duelle gegen den FC Carl Zeiss Jena, den BFC Dynamo, den SV Babelsberg 03 und eventuell gegen den FSV Zwickau und den FC Energie Cottbus freuen.
Fotos: Messemann Uwe
Ligen
Benutzer-Kommentare
ein sehr guter ,inhaltsreicher Artikel.
Nur muß ich darauf verweisen ,dass im Tor der Multikulti Truppe nicht Schmedtje ,sondern
ein " gewisser " Calvo stand.Nur der Vollständigkeit halber.
MfG
Auch auf den Weg vom FC Inter kann man gespannt sein...zumindest hat der Investor größere Pläne (Stadionneubau im Leipziger Osten). Ob diese umgesetzt werden - da muss man abwarten. Die Frage ist aber, wer soll dahin gehen?
BSG Chemie, LFV Sachsen, L*K und RB bedienen doch schon den kompletten Fanmarkt...
Auch auf den Weg vom FC Inter kann man gespannt sein...zumindest hat der Investor größere Pläne (Stadionneubau im Leipziger Osten). Ob diese umgesetzt werden - da muss man abwarten. Die Frage ist aber, wer soll dahin gehen?
BSG Chemie, LFV Sachsen, L*K und RB bedienen doch schon den kompletten Fanmarkt...