Vor genau vier Wochen hatten viele den MSV Duisburg schon abgeschrieben und in der kommenden Saison in der dritten Liga spielen gesehen: 28. Spieltage waren gespielt und die Zebras rangierten auf den letzten Platz mit 19 Punkten und neun Punkten Abstand zum Klassenerhalt sowie sechs Zähler zum Relegationsplatz. Dann folgten vier Spieltage mit drei 2:1 Siegen, beim Aufstiegskandiaten Nürnberg, zu Hause gegen 1860 München und gestern gegen Fortuna Düsseldorf und schon ist der Meidericher SV wieder im Zweitliga-Geschäft: Bis auf einen Punkt ist der Klub gestern an einen Nichtabstiegsplatz herangerückt und der Gesang "Kämpfen bis zum Ende, werdet zu Legenden, für die zweite Liga - MSV", der aus tausenden Kehlen erschallte könnte sich vielleicht bewahrheiten.
Legendenbildung in Duisburg bei Choreo und Pyro: MSV schlägt Fortuna
Die MSV Fans standen auch gestern gleich zu Spielbeginn (18:30 Uhr) im Mittelpunkt. Wie schon mehrfach in dieser Saison zeigte die Nordkurve eine sehenswerte Choreographie diesmal unter dem Motto "Champion der Dunkelheit - Duisburg ist der King" (in Anlehnung an Disneys Darkwing Duck − Der Schrecken der Bösewichte) mit einem Fahnmeer und einem übergroßen Tribünenübergreifenden Zebra-Konterfei in der Mitte. Noch während die Duisburger Choreo lief, war der "aktive" Kern der Düsseldorfer Fanszene noch gar nicht im Stadion.
Ab 16:30 Uhr trudelten die meisten Fortuna-Fans per öffentlichen Nahverkehr mit mehreren Zügen am Bahnhof Duisburg Schlenk ein von wo aus es traditionell zwei Kilometer zu Fuß zum Gästebereich geht. Während einige Fans direkt nach Ankunft den Weg zum Stadion suchten, wartete der aktive Kern bis etwa 18:00 Uhr auf Nachzügler und so liefen dann etwa 2.000 Fans in Begleitung eines großen Polizeiaufgebots (u.a. wurde ganz provokant ein Wasserwerfer aufgefahren) mit Gesang, Rauch, Böller und Leuchtmitteln zur Arena. Eine pünktliche Teilnahme am Spiel schien damit fast aussichtslos oder vielleicht auch so gewollt. Laut Polizeiangaben wurde der Druck auf die Einlasskontrolle so groß, dass der Einlass gegen 18:45 Uhr geöffnet wurde und 500 Fans ohne Kontrolle ins Stadion gelangten. Kurz darauf leuchtete es bereits im Gästeblock, als ein Fortuna Anhänger maskiert ein Bengalo zündete. Auch im Oberrang bewegte sich einiges. So versuchten einige Düsseldorf Fans die Fangnetze, die als Abtrennung zur Duisburger Tribüne dienten, zu entfernen. Die Polizei stellte sich dazwischen und verhinderte etwaige Scharmützel.
Während das Spiel in der ersten Hälfte kaum Höhepunkte bot (bis auf das Spruchband der Duisburger Fans als Solidarität für die Stahlarbeiter u.a. bei Thyssen Krupp: "Erst die Kohle, dann der Stahl. Sind euch die Arbeitsplätze scheiss egal? Stahlindustrie erhalten!") da keiner der Mannschaften einen Fehler machen wollte, gestaltete sich die zweite Hälfte spektakulärer und emotionaler. Fast direkt nach Wiederanpfiff lag der Ball schon im Tor der Düsseldorfer (Kopfball durch Onuegbu) und in einer kleinen Druckphase der Fortuna als Antwort auf die Führung, erleuchtete der Gästebereich (Unter- und Oberrang) in den typischen Pyrofarben. Mehrere Bengalos und auch Böller (die nichts im Innenraum zu suchen haben) wurden gezündet, so dass der Schiedsrichter das Spiel unterbracht. Insgesamt dauerte die Pyroshow der Düsseldorfer Fans fast sechs Minuten. Sicherlich hatten die Zündler noch mehr Material im Gepäck, aber nach einer Durchsage des Stadionsprechers, dass beim nochmaligen Abbrennen von Pyrotechnik laut Schiedsrichter das Spiel abgebrochen würde, wurde kein Feuerchen mehr gezündet. Nur ab und zu erschallte aus dem Stadioninneren ein Böllerknall.
Die Spielunterbrechung machte den Duisburgern nicht viel aus, sie machten weiter Druck und erzielten in der 58. Spielminute das viel umjubelte 2:0 (Obinna). Aber es wurde nocheinmal spannend als der Düsseldorfer Pohjanpalo in der 67. Spielminute den Anschlusstreffer erzielte. In den Schlussminuten setzen die Rheinländer alles auf eine Karte und Torwart Rensing wirbelte mit durch den Strafraum, aber Duisburg hielt den Sieg fest in der Hand und kann sich nun in den letzten zwei Spielen den nicht mehr geglaubten Klassenerhalt erzwingen, obwohl der Klub in dieser Saison noch nicht auf einen Nichtabstiegsplatz stand. Voraussetzung ist ein Sieg am kommenden Wochenende in Sandhausen und eigentlich auch Punkte gegen den fast aufgestiegenen Retortenklub aus Leipzig. Fortuna Düsseldorf steht noch ein wenig besser da und kann aus eigener Kraft den Klassenerhalt festzurren. Am nächsten Spieltag gastiert der nur durch das Torverhältniss schlechtere FSV Frankfurt im Düsseldorfer Stadion bevor die Fortuna zum letzten Spiel nach Braunschweig muss.
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