Selten haben Fans den Gästeblock des Dortmunder Westfalenstadions so gerockt, wie gestern die Anhänger des 1. FC Union Berlin ab der zweiten Halbzeit während des DFB Pokalspiels (zweite Runde) beim BVB 09. Die Reise zur ersten Pflichtspielbegegnung gegen Borussia Dortmund wurde gleichzeitig zum größten „Betriebsausflug“ in der Geschichte der Eisernen (innerstädtische Gastspiele mal ausgeklammert). Rund 12.000 Fans machten sich unter dem Motto „Keine Wand ist unbezwingbar“ in drei Sonderzügen, Autos und Bussen auf den Weg ins Ruhrgebiet, alle ausgestattet mit einer in rot gehaltenen thematisch passenden Jacke. Schon zwei Stunden vor dem Spiel war rund um die Dortmunder Strobelallee am Stadion alles fest in „roter Hand“.
BVB 09 gegen Union Berlin: Die rote Wand bezwingt (fast) die gelbe Wand
HotNicht zuletzt aufgrund der Ankündigung einer Berliner Zeitung, dass es zum Einsatz von Pyrotechnik seitens der Berliner kommen könnte (dafür musste man aber auch kein Hellseher sein) wurden die Zugänge für die Gästefans seitens der Dortmunder Sicherheitskräfte auf ein Minimum beschränkt gegen die sich die Fanmassen drückten (was auch noch schlimmer hätte ausgehen können) und die Kontrollen verschärft, so dass vor allem die aktive Unioner Fanszene erst 30 Minuten nach Spielbeginn (der schon um 15 Minuten auf 21 Uhr verschoben wurde) sich stimmungsvoll einbringen konnte. Zudem gab es ein kurzfristiges Choreoverbot für die Gästefans, was wiederum die BVB Fans auf den Plan rief, die zu Beginn der zweiten Halbzeit ein Spruchband in Anlehnung an die während der Spielpausen gezeigten Borussia-Trailer zeigten: „Kurzfristiges Choreoverbot für Gäste, aber mit den eigenen schmücken. Eure Doppelmoral kotzt uns an“.
Eine Choreo zeigten die Heimfans auf der Südtribüne nicht dafür einen doppelten Konfettiregen einmal zur Mannschaftsaufstellung und einmal beim Einlaufen der Mannschaften unter dem Motto "Herzlich Willkommen im Westfalenstadion Dortmund", auch wenn die Organisatoren per Spruchband vorher dazu aufriefen das Konfetti koordiniert auf Anweisungen der Vorsänger zu werfen. In der Hoffnung auf einen hohen Sieg gegen den vermeintlichen Außenseiter aus der zweiten Bundesliga machte die Süd zu Beginn des Spiels ordentlich Alarm. Auf dem Platz versuchten die Dortmunder Spieler das Match früh zu entscheiden, aber Union gefiel durch starkes Pressing und konterte stark. Das 1:0 für das Heimteam war dann eher das Resultat durch Mr. Zufall: Der Schuß von Bruun Larsen landete abgefälscht im Tor der Eisernen.
Zu Beginn der zweiten Hälfte schlängelte sich eine riesige Zaunfahne mit dem Wortlaut „1. Fußballclub Union Berlin“ zwischen Gästesitzplatz- und Stehplatzbereich, während im unteren Segment der Steher eine große Blockfahne (ein Spieler im roten Trikot) ausgerollt wurde. Darunter begann die erwartete Pyroaktion der Union-Fans (trotz des unnützen Einlasschaos seitens der Sicherheitskräfte zu Spielbeginn), bestehend aus kontrolliert abgebrannten Blinkern und Bengalos, die den Block in ein stimmungsvolles rot-weißes Licht mit ein wenig Rauch hüllten. Bemerkenswert: Nur vereinzelt sehr wenige Pfiffe von der Heimseite für die Pyro-Show, dies kennt man aus anderen Stadien ja anders (Stichwort: Doppelmoral). Der Stadionsprecher wies die Gästefans darauf hin das Abbrennen zu unterlassen, aber während der gesamten zweiten Halbzeit leuchtete es ab und zu immer wieder einmal auf. Erst mit der Beginn der Verlängerung – Union Berlin glich in der 81. Spielminute durch Steven Skrzybski aus – stellten die Gästefans das „Fackeln“ ein.
Als ins Elfmeterschießen vor die Südtribüne ging (es wurde aus meiner Sicht übrigens die Seite gelost und nicht durch den Schiedsrichter aufgrund des Abbrennens der Pyrotechnik entschieden, wie manche Medien meinten) stand eines bis dahin fest: Die „rote Wand“ aus Berlin hat die „gelbe Wand“ aus Dortmund stimmungstechnisch gestern eindeutig bezwungen – jedenfalls bis zum Elfmeterschießen, denn dann zeigte die Süd und das ganze Stadion wozu es eigentlich fähig ist: Unter einem „Höllenlärm“ und einem riesigen „Pfeifkonzert“ wurden die Schützen der Gäste fast zum Fehlschuss gezwungen. Während alle Dortmunder Schützen (Dembelé, Ginter und Götze) verwandelten, scheiterten (Kroos, Fürstner, Hosiner) am Torwart Weidenfeller und Aluminium.
Trotzdem: Ein starker Auftritt des 1. FC Union Berlin. Vielleicht sehen sich beide Mannschaften bereits im kommenden Jahr wieder, denn die aktuelle Zweitligasaison läuft derzeit sehr gut (Tabellenzweiter) - am Samstag kommt Fortuna Düsseldorf um 13:30 in die Alte Försterei. Fünf Stunden später trifft Borussia Dortmund im heimischen Stadion auf den ewigen Rivalen Schalke 04. Die Einstimmung auf das Derby begann entsprechend direkt nach dem gestrigen Schlußpfiff. In der kommenden Pokalrunde wartet auf die Dortmunder mit Hertha BSC übrigens die nächste Berliner Mannschaft.
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