BSG Wismut und das zerschnittene Tischtuch: Ultras Gera ´99 lösen sich auf!

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Es liegt einem auf der Zunge: „Seht Ihr, das habt Ihr nun davon. Nun könnt Ihr in der Rückrunde vor 100 Zuschauern spielen! Und wer wird jetzt für Stimmung sorgen? Niemand!“ Während auf der offiziellen Seite der „Ultras Gera 1999“ noch der am 07. Januar 2017 stattfindende Wismut Szene Cup 2017 beworben wird, teilte „Wismut Fanzine Online“ gestern auf Facebook mit, dass sich nach Stand der Dinge die „Ultras Gera“ zum Jahresende auflösen. Dazu ein in schwarz-weiß gehaltenes Foto von einem der Auftritte der Ultras: „Wir präsentieren hier unsere Heimat.“ Von Seiten der Ultras gab es zuletzt eh wenig zu hören. Die letzte Meldung zuvor: Drei Fotos mit Spruchbändern, die bei der Unterstützung der zweiten Mannschaft gezeigt wurden. „Gegen Kollektivstrafen!“, „Die Fans sind die Seele des Vereins!!!“, „Hänsel, teilst du auch deinen Rausschmiss? Du Spalter!!!“ Aufgrund der Entwicklungen der letzten Woche wurde Anfang Dezember der Entschluss gefasst, die Spiele der ersten Mannschaft zu boykottieren und stattdessen zu den Partien der Zweiten zu gehen.

Hintergrund ist die Zuspitzung des Konfliktes zwischen der aktiven Fanszene und des Vorstandes der BSG Wismut Gera. Von den Ultras harsch kritisiert wurden die ausgesprochenen Kollektivstrafen, die Absage sämtlicher Hallenturniere sowie die allgemeinen Entwicklungen im Verein. Bereits alles andere als zufrieden war der Vorstand von Wismut Gera mit der groß angelegten Pyro-Aktion beim Heimspiel gegen den 1. FC Lokomotive Leipzig (04. Mai 2016). Das Fass zum Überlaufen brachten aus Sicht des Vorstandes die Vorfälle beim Heimspiel gegen Bischofswerda. So hieß es am 21. November 2016 in einer Erklärung des Vorstandes: „Nach unserem Punktspiel am Samstag gegen Bischofswerda wurden im Hofwiesenpark Fans der Gastmannschaft überfallen, teilweise geschlagen und beraubt. Frank Neuhaus: ‚Wir, der Vorstand der BSG Wismut Gera e.V., bedauern den Vorfall am Samstag sehr und distanzieren uns von diesen Geschehnissen ausdrücklich. Den betroffenen Fans des Bischofswerdaer FV 08 sprechen wir aufrichtig unser Mitgefühl aus! Nun hoffen wir auf eine vollständige Aufklärung und sichern dabei unsere vollste Unterstützung zu.‘“

Wismut

Erste Konsequenzen wurden von Seiten des Vorstandes drei Tage später gezogen: „Auf Grund der Vorkommnisse am letzten Samstag hat sich der Vorstand dazu entschieden, alle bereits geplanten Hallenturniere abzusagen. ‚Uns ist die Entscheidung nicht leichtgefallen, aber mit den tätlichen Angriffen nach dem Heimspiel gegen Bischofwerda hat die Gewalt eine neue Dimension angenommen. Bevor der Überfall nicht vollständig aufgeklärt ist und die Schuldigen ermittelt sind, möchten wir kein Risiko eingehen. Uns ist bewusst, dass die vielen Fans und Unterstützer der BSG nicht erfreut sind, aber wir bitten alle um Verständnis, Sicherheit geht vor.‘, erklärt Frank Neuhaus. ‚Es ist sehr schade, da solche Hallenturniere immer eine gute Abwechslung zum Training darstellen - vor allem vor dem Hintergrund, dass unsere Trainingsbedingungen momentan suboptimal sind. Aber die Entscheidung ist notwendig.‘, so Neuhaus. Zudem wird die BSG Wismut Gera dem Aufruf des BFV 08 folgen und einen Beitrag zur Begleichung des materiellen Schadens der Fans spenden.“

Wismut Gera

Selbstverständlich meldete sich auch eine Person der aktive Fanszene nach dem Heimspiel gegen Bischofswerda schriftlich zu Wort: „Was am Samstag nach dem Spiel im Küchengarten passierte, ist sicher durch nicht´s zu beschönigen. Wenn ein älterer Fan der Gäste, der bereits das Rentenalter passierte, sich im Anschluss des Spieles im Waldklinikum behandeln lassen muss, denkt man unwillkürlich an den Raumüberfall vor nicht zu langer Zeit, und in diesem Zusammenhang musste man sich auch diese Woche so einige Male erklären. Ohne das man es wirklich konnte. Argumentationslos ist man selten, in diesem Fall fehlten einem doch irgendwie die Worte. Das darf einfach nicht passieren, da sollte es keine zwei Meinungen geben. Solche Aktionen schaden dem Verein und die Fanszene steht auch kollektiv im schlechten Licht. Apropos schlechtes Licht. Mit der hilflosen Kollektivstrafe von Vereinsseite kann man sich auf jeden Fall sicher sein, dass die Richtigen bestraft werden! Der Rest der Wismut Fans, die Spieler der Ersten, Zweiten und Dritten Männermannschaft allerdings auch. Was diese Abstrafung für alle bewirken soll, kann sich jeder, der nicht gerade auf der Wurstsuppe daher kommt, sicher selbst denken. Glück Auf.“

Wismut

Im persönlichen Gespräch mit der Wismut-Szene wurde Anfang Dezember indes auf einige Punkte genauer eingegangen. So wurde nach dem Heimspiel gegen Bischofswerda außerhalb des Stadions eine Fahne der Gästefans entwendet. Dieser Vorfall genügte dem Vorstand, sämtliche kommenden anstehenden Hallenturniere abzusagen. Damit sei das Verhältnis zwischen aktiven Fans und Vorstand auf einen neuen Tiefpunkt angelangt. Bedauert wurde, dass es keinerlei Kommunikation mehr zwischen Fans und Vereinsverantwortlichen gab. Aus Sicht der Fanszene seien die getroffenen Entscheidungen reiner Schnellschuss, Willkür und völlig übertrieben. Da man sich in den vergangenen Jahre nicht gerade als gewalttätige Schlägertruppe präsentiert habe, sei die harte Kollektivstrafe nicht zu verstehen. Mit dieser Entscheidung würden sämtliche Wismut-Anhänger - sowohl Szene-Leute, als auch normale Fans - bestraft werden, obwohl diese zum großen Teil es nicht zu verantworten haben.

Wismut Gera

Aus Sicht der aktiven Fanszene hatten diese Strafen nur ein klares Ziel: Einen Keil in das Verhältnis zwischen aktiven Fans und den anderen Fans zu treiben und Unruhe in eigene Kreise zu bringen. Seit mehreren Wochen sei, laut Meinung der Fanszene, dieser Plan mit gezielten Provokationen vorangetrieben worden. Da sei der Überfall nach dem besagten Heimspiel gegen Bischofswerda ein gefundenes Fressen gewesen. Solche Methoden kannte man, laut Aussage der Ultras, nur vom alten Vorstand. Man hoffte, dass mit der Neuwahl diese vergessen schienen, zumal die Worte des neuen Vorstandes darauf schlossen. Allerdings handelte der neue Vorstand aus Sicht der Ultras völlig konträr zu dem Gesagten, was sich unter anderen auch in Form der Betretungsverbote nach dem Lok-Spiel zeigte. Kritisiert wurde auch, dass der Trainer zu viel Macht habe und sich zu sehr egoistisch zeige. So wurde zu jenem Zeitpunkt beschlossen, nur noch die zweite Mannschaft zu unterstützen. In dieser liefen schließlich auch verdiente Wismut-Spieler auf, die vom Trainer der Ersten nicht mehr gewollt waren.

Nun, vier Wochen nach diesen Aussagen, schien das Tischtuch endgültig zerschnitten. Kein Weiter, keine Zukunft, keine Aussicht auf Besserung. Traurig, aber wahr. Die „Ultras Gera 1999“ werden nach Stand der Dinge nicht mehr die Farben der Heimat präsentieren. Unfassbar, dass es im eher überschaubaren Umfeld eines Oberligisten nicht möglich ist, sich vernünftig an einen Tisch zu setzen, um das Eine oder Andere aus dem Weg zu räumen. Wie es bei den kommenden Heimspielen der BSG Wismut auf den Rängen aussehen wird, kann man sich in düsteren Farben ausmalen…

Fotos: turus.net, sachseninformer.de

> zur turus-Fotostrecke: BSG Wismut Gera

Artikel wurde veröffentlicht am
30 Dezember 2016

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