Was für ein "fettes" Saisonfinale: Bei einem normalen Ligaspiel, knipst man sich ein paar Gigabyte an Fotodaten auf die Kamera, aber gestern in Essen glühte der Speicherchip förmlich über. "Normal" ist ja kaum ein Spiel an der Hafenstraße in Essen, aber ein Niederrheinpokal-Finale gegen den Erzrivalen aus Duisburg dann doch etwas Besonderes. Beginnend mit dem Warm-up vier Stunden vor Anpfiff. Die Familie fragte ganz interessiert wo denn das Spiel sei, dass schon um kurz vor 13 Uhr der Foto-Rucksack gesattelt werden muss. Kurze Antwort: Bergeborbeck.
Rot Weiss Essen - MSV Duisburg: Double, Trubel, Knackigkeit
Hafenstraße Essen um ein Uhr Mittags vier Stunden vor Spielbeginn: Fast gähnende Leere nur der versprochene Wasserwerfer der Polizei suchte sich schon seinen Standort. Im vergangenen Jahr beim Pokalfinale gegen den Wuppertaler SV, wurde dieser ja ganz provokant vor der Heimtribüne geparkt, diesmal aber nicht. Ein Trupp von gut 40 Fans in roten Shirts kreuzte die Hafenstraße und machte sich auf in Richtung Altenessen Bahnhof. Dort - wie schon im vergangenen Jahr - am Startpunkt des Finalmarsches stimmten sich schon zahlreiche Fans auf das Finale ein. Motto so war es auf den eigens kreierten Shirts (die ruckzuck ausverkauft waren) zu lesen: "Auf nach Berlin".
Klar: Das DFB Pokalfinale 2018 ist nur fünf Runden entfernt, aber die Teilnahme trotz der gestrigen Niederlage gegen Duisburg gesichert, da der MSV unter die ersten vier Plätze der dritten Liga kam. Entsprechend gut aufgelegt waren die rund 2.000 RWE Fans, die mit reichlich Pyrotechnik im Gepäck lautstark die 2,5 Kilometer zum Stadion marschierten. Die anwesende Polizei reagierte alles andere als entspannt, schnell wurden Helme aufgezogen und die Beamten mit Pfefferspray-Kanistern in die erste Reihe beordert. Dabei wurden die Fans aufgefordet das Zünden von Pyrotechnik zu unterlassen, aber auch andere anwesende Fotografen kriegten mehr als eindeutige Ansagen und wurden teilweise rabiat beiseite geschubst. Immerhin: Während des Spiels blieb die Polizei im Hintergrund. Bei der letzten Begegnung vor drei Jahren marschierte die Polizei nach Pyroaktionen von beiden Seiten während des Spiels auf.
Diesmal kam es nicht soweit, obwohl beide Seiten reichlich an rauchigen Stilelementen im Gepäck hatten, die sie zum Beginn der zweiten Halbzeit zum Besten gaben (Aber: Böller und Raketen haben aber echt nix im Innenraum zu suchen). Entsprechend wurde die Partie mit zehnminütiger Verspätung wieder angepfiffen gefolgt von gegenseitigen Spruchbandbekundungen: die RWE Fans machten sich über die gescheiterte Geburtstagschoreo der MSV Ultra Gruppierung PGDU lustig, die MSV Anhänger antworten mehrfach und erinnerten unter anderem an den 20. Mai 2007, als der MSV aufstieg und RWE in den Keller schickte.
Das Finale fand im Rahmen des vom DFB und der ARD ausgerufenen "Tag der Amateure" statt. An diesem Tag werden alle Landespokal-Finals gespielt von morgens bis Abend. Eine interessantes Konzept, vor allem unter dem Gesichtspunkt, das der Verband sich sonst um die Belange der "Amateure" kaum schert. Beispiel die vierte deutsche Klasse, die Regionalliga, die vom Vize-Präsidenten des DFB Rainer Koch einmal als "Champions League der Amateure" bezeichnet wurde, doof nur das es kaum ein Entrinnen gibt. Das Konstrukt sieht vor, das der erste einer jeden Regionalliga erst durch erfolgreiche Relegationsspiele in die 3. Liga aufsteigen kann. Absurd: 34 Spiele gefühlt auf Platz eins und dann doch nicht aufsteigen dürfen. Um diesen miserablen und unsportlichen Umstand den der DFB da geschaffen hat, nochmal verstärkt ins Gedächtnis zu bringen, hat die Fan- und Förderabteilung von Rot Weiss Essen zum Pokalspiel gegen Duisburg extra für die TV-Zuschauer sichtbar zahlreiche Spruchbänder ("Meister müssen aufsteigen") kreiert, die während des ganzen Spiels an verschiedenen Stellen im Stadion hochgehalten wurden. Wie die Wirkung war, kann an dieser Stelle nicht bewertet werden, aber eindrucksvoll im Stadion war es allemal.
Das Spiel vor 17.000 Zuschauern (4.000 Aus Duisburg) - einige Karten gingen zurück, startete mit einer Fahnenchoreo der MSV Fans (Chef im Ring) und die RWE Fans mit einem Konfetti-Intro von der West ("Chaos und Randale Pokalsieg alle Jahre"). Stimmungsvoll ging es ins Spiel, aber die Hoffnung der Rot Weiss Essen Fans zum dritten Mal in Folge den Titel zu holen, wurde nach 30 Minuten durch den Ballverlust von Kevin Grund und die Führung durch Simon Brandstetter zunichte gemacht.
Nach dem Seitenwechsel erhöhte Kevin Wolze direkt zur 2:0 Führung, aber Essen steckte nicht auf. Zwar landete der Ball in der 64. Minute durch einen Kopfball von Marcel Platzek im Netz, aber der Schiedsrichter entschied auf Abseits. Auch in der letzten interessanten Szene des Spiels war Platzek beteiligt. Er hatte den Torwart in der 83. Spielminute schon ausgespielt, konnte den Ball aber nicht im Tor versenken.
So blieb es beim 2:0 für den MSV der seine Double Shirts (Jubel Double Heiterkeit) auspackte und den zweiten Titel (nach der Drittligameisterschaft) feiern konnte. Mit dem Schlusspfiff lehrte sich as Stadion schnell, die Siegerehrung im Stadion Essen wollten sich die RWE Fans nicht geben.
- Stadion an der Hafenstraße