Paulshöhe erhalten! Demonstration durch Schwerin setzt kraftvolles Zeichen

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Immer wieder brüllte der Mit-Organisator der Demo vom Lautsprecherwagen ein „Paulshöhe!“ ins Mikrofon. Als Antwort gab es ein lautes „Erhalten!“ aus der bunt gemischten Menge. Im Vorfeld war nicht wirklich klar, wie viele Fußballfreunde denn wirklich dem Aufruf folgen und an der Demonstration für den Erhalt des Sportparks Paulshöhe teilnehmen würden. Mit 150 wurde gerechnet. Am Ende waren es etliche mehr, die sich dem Zug durch die Schweriner Innenstadt angeschlossen hatten. Quer durch die politischen Lager. Quer durch die verschiedenen Fußballfarben Mecklenburg-Vorpommerns. Neben der weinroten Anhängerschaft des derzeitigen Landesligisten SG Dynamo Schwerin, die geschätzt etwa die Hälfte der Demo ausmachte, hatten auch die Fans des F.C. Hansa Rostock mobil gemacht. Vor dem Schweriner Hauptbahnhof positionierten sich die anwesenden Hansa-Fans, die teilweise aus der aktiven Szene stammen, etwas abseits. Später beim Marsch durch die Stadt lief man am Ende, bei den Gruppenfotos mit den Bannern - unter anderen vor dem Rathaus - hielt man sich etwas mehr am Rande. Verständlich. Für die Sache wird sich ganz klar positioniert. Doch es muss schließlich nicht gleich Hand in Hand mit den SGD-Fans gelaufen werden, wenn unter anderen das „Dy-, Dy-, Dy-, Na-, Na-, Na-, Mo, Mo, Mo…“ ertönt. Davon ganz abgesehen wechselte sich die Belegschaft am Frontbanner immer mal ab, und zeitweise hielten auch zwei erkennbare Hansa-Fans mit den Stoff an der Spitze der Demo.

Mit dabei waren auch mit der SG Dynamo Schwerin befreundete Fans von Anker Wismar, und sogar eine kleine Delegation des FSV Dynamo Eisenhüttenstadt hatte den Weg nach Schwerin auf sich genommen, um gegen den geplanten Abriss der Paulshöhe zu demonstrieren. Des Weiteren liefen Fußballfreunde mit verschiedensten Farben mit in der Menge. Von der SG Aufbau Boizenburg bis hin zum SV Warsow 1997 war einiges vertreten. Bereits im Vorfeld der Demonstration zeigten sich etliche Mannschaften und Fans der Region solidarisch und schickten Fotos mit entsprechenden Botschaften ein, die dann auf Facebook und der Webseite der Initiative „Rettet die Paulshöhe“ präsentiert wurden. So zum Beispiel der SV Fortschritt Neustadt Glewe, der SV Stralendorf, die Ü35 von Anker Wismar und des Schweriner SC sowie die Mannschaften von Eintracht Ludwigslust 1994, des MSV Pampow, des FSV Leezen, und des Dargetzower SV.

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10 Uhr war am Sonntagvormittag Treffpunkt auf dem Vorplatz des Schweriner Hauptbahnhofs, und es wurde auch gar nicht lange gefackelt. Der Lautsprecherwagen stand bereit, und die ersten Durchsagen konnten vorgenommen werden. Keine Glasflaschen, kein Alkohol und keine Bengalen. Nach den üblichen Infos von Seiten des Demo-Veranstalters folgte dann die Suche nach weiteren Ordnern. Pro 30 Demonstranten sollte es einen erkennbaren Ordner geben. Und da es doch einige mehr wurden, gab es noch ein paar Ordnerwesten zu verteilen. Wer will, wer will, wer hat noch nicht?! Na, Du vielleicht?! Einem kantigen Dynamo-Fan wurde die Weste in die Hand gedrückt. Als jedoch die Durchsage erfolgte, dass sich die Ordner bei der Polizei melden sollen, um die persönlichen Daten abzugeben, und dass man als Ordner bei null Promille liegen müsse, reichte der Dynamo-Fan die Weste mit einem Lächeln weiter. Letztendlich waren sogar zwei Kinder dabei, die mit orangen Westen umherwuselten. Zu tun gab es für die Ordner eh nichts. Die Demonstration verlief komplett friedlich. Zwischenfälle waren keine zu vermelden.

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Schockiert zeigten sich trotzdem einige ältere Passanten. „Oh wie schrecklich! Das ist ja grausam!“, echauffierte sich eine ältere Dame, die auf dem Marktplatz mit einer geführten Reisegruppe unterwegs. Gleichzeitig fand in Schwerin das Schlossfest statt, und für nicht wenige war die Demo ein kleiner Kulturschock. Tätowierte Waden, etliche Kurzhaarfrisuren, in Schwarz-Weiß gehaltene Banner. Mit Ekel wendeten sich einige Stadtbesucher ab. Mit der Botschaft auf den Banner werden sie nichts anzufangen gewusst haben. Einige werden sie nicht mal gelesen haben. Auf der anderen Seite gab es auch Leute, die wegen des Schlossfestes in der Stadt weilten, und sich gern informieren ließen, worum es eigentlich gehe. „Pro Paulshöhe“ war in weißen Lettern auf schwarzem Stoff an der Spitze des Zuges zu lesen. Seitlich wurde das Banner „Paulshöhe erhalten!!! Tradition bewahren“ gehalten. Mit viel Aufwand und Liebe zum Detail wurden sechs verschiedene Motive vom Sportpark Paulshöhe aufgemalt. Hinzu kamen noch ein paar fix angefertigte Spruchbänder mit der Botschaft „PRO Paulshöhe!!!“

Mit der Route und Umsetzung der Demo durften die Veranstalter und Teilnehmenden zufrieden gewesen sein. Drei Zwischenstopps wurden eingelegt, bei denen fotowirksam Aufstellung mit den Bannern genommen wurde und es kurze Redebeiträge zu hören gab. Einmal vor Hugendubel auf dem Marienplatz, dann vor dem Schweriner Rathaus - was selbstverständlich ein weitaus schöneres Bild ergab - und am Ende auf der Zufahrtsstraße zum Schweriner Schloss (Schloßstraße / Lennéstraße). Da wie erwähnt am und im Schloss das Fest ausgetragen wurde, musste der Demozug auf der anderen Seite des Burgsees auf dem Fußweg entlang der Graf-Schack-Allee geführt werden. Am Ende des Burgsees wurde schließlich die Demo offiziell gegen 12 Uhr beendet. Bis zum Landesliga-Spiel SG Dynamo Schwerin vs. TSV Goldberg, die um 14 Uhr angepfiffen wurde, blieb somit reichlich Zeit. Die einen setzten sich auf die Stufen am Ufer des Burgsees und genossen den Blick auf das Schweriner Schloss. Andere steuerten schnurstracks die nächste Tanke an, um sich ein kühles Blondes zu beschaffen. Wiederum andere ließen sich am Schloss nieder und ließen Beine und Gedanken baumeln.

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Allesamt fanden sich dann zwei Stunden im Sportpark Paulshöhe wieder ein. Somit waren es offiziell 348 Zuschauer, die bei strahlendem Sonnenschein das Siebtligaspiel besuchten. Hinter dem Tor die weinrote Anhängerschaft der SG Dynamo Schwerin, auf der Gegengerade die neutralen Besucher, die Hansa-Fans und die Handvoll Gästefans aus Goldberg, die sogar ein blau-rotes Banner mitgebracht hatten. Dynamo Schwerin hatte den Klassenerhalt längst in trockenen Tüchern, und somit konnte locker flocker aufgespielt werden. Vor Anpfiff rollten die Dynamo-Fans ein langes Spruchband aus: „Auch in schweren Tagen habt Ihr das D auf der Brust getragen. Danke Jungs.“

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Zu sehen gab es an diesem Nachmittag einige Tore. Bereits in der sechsten Minute brachte Steffen Maaß die Gäste mit 1:0 in Führung. Kurz vor der Pause konnte Clemens Lange ausgleichen. Und es sollte nicht der einzige Treffer von Lange bleiben. Nachdem der TSV Goldberg in der 52. Minute Dank Erik Wodrich nochmals in Führung gehen konnte, legte Lange in der 60. und 84. Minute zwei weitere Tore nach. Zwischendurch war es Daniel Scheel, der in der 57. Minute den 2:2-Ausgleichstreffer erzielt hatte. Gute Laune auf den Rängen, und nach dem Spiel gab es wie vermutet noch einen schmucken optischen Hingucker (allerdings saßen wir aus familiären Gründen bereits im Zug nach Berlin und konnten somit leider keine Fotos anfertigen.

13 Siege in 26 Spielen. Neunmal ging die SG Dynamo Schwerin als Verlierer vom Platz. Mit Rang fünf wurde die Landesliga-Saison 2016/17 abgeschlossen. Man darf gespannt sein, wie es sportlich weiter gehen wird, schließlich möchte man mittelfristig den FC Mecklenburg Schwerin als sportliche Nummer eins ablösen. Nach Stand der Dinge darf die Sportanlage Paulshöhe noch bis Ende des Jahres von der SG Dynamo genutzt werden. Gilt zu hoffen, dass noch nicht das letzte Wort gesprochen wurde. Hoffnung besteht, einige Lokalpolitiker schwenken bereits um, und was den Kampf um den Erhalt der Paulshöhe betrifft, so soll es die kommenden Wochen weiter gehen. Eine weitere Demonstration ist in Planung, bis dahin soll die Bevölkerung weiter über die Hintergründe informiert werden. Keine Frage, auch wir bleiben am Ball und werden über diese Angelegenheit weiterhin ausführlich berichten.

Fotos: Marco Bertram

> zur turus-Fotostrecke: Demo / SG Dynamo Schwerin
Inhalt über Klub(s):
Artikel wurde veröffentlicht am
19 Juni 2017
Spielergebnis:
4:2
Zuschauerzahl:
348

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Landesliga

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