Die einen waren mehr als beglückt, die anderen mehr als frustiert. Ein 2:2 Unentschieden kann viele Gesichter haben, aus das der Rot Weiss Essen Fans spricht pure Enttäuschung und das obwohl die Saison erst ein paar Spieltage jung ist: Wie bereits am vergangenen Wochenende gegen den Bonner SC, kassierte das Team von Sven Demandt auch gestern gegen den KFC Uerdingen kurz vor Schluss den Ausgleich und ließ wichtige Punkte für das Projekt "Hoch 3" liegen. Innerhalb von drei Jahren will RWE in die dritte Liga aufsteigen, jetzt kurz vor der Projekthalbzeit haben nicht wenige Fans diese geschürte Hoffnung der initiierten Marketing-Kampagne bereits aufgegeben.
KFC Uerdingen gegen RWE: Frust, Freude und vier Tore im Paket
Anders beim KFC Uerdingen, wo eine gewisse Euphorie nach den sportlichen Durststrecken und "Stimmungs-Konflikten" der letzten Jahre spürbar ist. Frisch aus der Oberliga Niederrhein aufgestiegen, bereichert der Klub nicht nur mit seiner gewieften Spielweise, sondern auch mit seinem Anhang die "Schweineliga". Sind wir doch ehrlich, vor allem in dieser Liga vier rocken doch Duelle zwischen den Traditionsklubs mit Fan- und Stimmungspotential mehr, als wenn es gegen Teams aus den nordrhein-westfälischen Bauernhof-Regionen oder der wettbwerbsverzerrenden zweiten Reihe der Bundesliga geht.
Entsprechend - aus Krefelder Sicht - gut besucht war gestern trotz fanunfreundlicher Anstoßzeit kurz nach Feierabend (18:30 Uhr) die Grotenburg. Kamen zu den ersten Spielen jeweils 3.163 (Köln II) und 2.360 (Wattenscheid 09), um die blau-roten zu sehen, waren es gestern bei schwülwarmen Bedingungen 5.403, darunter gut 1.300 Gästefans von denen die meisten der "aktiven Fanszene" erst gut zehn Minuten nach Anpfiff das Stadion erreichten. Die Stimmung im Gästebereich war bis zu diesem Zeitpunkt dementsprechend eher mau, während der Heimbereich (Block K) schon ordentlich Alarm machte.
Dies übertrug sich auch auf das Spiel des KFC Uerdingen, ein Team das mit der Aufstiegsmannschaft aus dem Mai dieses Jahres aber fast nichts mehr zu tun hat. Neben einem neuen Trainer (der ehemalige Bundesligaprofi und Zweiligatrainer Michael Wiesinger) langte der Klub auch am Transfermarkt ordentlich zu. 14 neue Spieler sollen den Aufstieg schnell möglich machen und nicht wenige Experten trauen dem Klub diesen Schritt zu. Aber ein lockerer Durchmarsch wie in Liga 5 wird es nicht, wie die ersten Spiele zeigten.
Zu Spielbeginn drehte der KFC Uerdingen ordentlich auf und kam zu guten Gelegenheiten für die Führung, die aber erzielte Marcel Platzek für Rot Weiss Essen in der 24. Spielminute angefeuert von den mitgereisten Fans. RWE nahm nun Fahrt auf, aber diese wurde in 33. Minute erst durch ein nicht geahndetes Foul von Ellguth an dem RWE Spieler Lucas und dann durch ein Abstaubertor zum 1:1 durch Oguzhan Kefkir (spielte schon in der Oberliga für den KFC) beendet. Ein vermeidbarer Zufallstreffer, der eigentlich hätte so nicht fallen dürfen, genauso wenig wie der zur Essener 2:1 Führung (wieder Marcel Platzek) drei Minuten vor der Pause, als ein Krefelder Abwehrversuch den RWE Stürmer ins Spiel brachte.
Nach dem Wiederanpfiff zelebrierten die beiden Fangruppen (es brauchte zwei Versuche) im gemeinsamen Wechselgesang ihre Abneigung gegen den DFB, wie aktuell üblich in deutschen Fußballstadien. Die RWE Fans versuchten direkt im Anschluss in Anlehnung an den Anti-DFB Sprechchor, die Uerdingen Fans mit "Schxxx KFC" zu verschaukeln, aber diese fielen nicht darauf rein. Insgesamt gaben beide Fangruppen das ganze Spiel hindurch ein stimmungsvolles Bild ab, Uerdingen aber zum Ende des Spiels ein wenig aktiver aufgrund der erfolgreichen Spielsituation.
Denn anstatt weiter mitzuspielen wirkte das Essener Spiel, als ob RWE das 2:1 über die Zeit drücken wollte. Das misslang, denn der KFC erhöhte den Druck und kam zu zahlreichen Chancen. Den finalen Treffer zum 2:2 Ausgleich besorgte der zuvor eingewechselte Marcel Reichwein und die Uerdinger hätten noch nachlegen können. Am Ende blieb es bei dem Ergebnis und den unterschiedlichen Gefühlslagen der Anhänger.
Groß verschnaufen gilt nicht an der Essener Hafenstraße, am Freitag geht es direkt weiter gegen den Tabellennachbarn SC Wiedenbrück, während der KFC Uerdingen am Samstag zu Westfalia Rhynern reist - ein Oberliga-Aufsteiger Duell.