Mit "Dorf" ist der Ortsteil "Rhynern" im mit 18.578 Einwohner gleichnamigen größten Stadtbezirk (Rhynern) der Ruhrgebietsstadt Hamm gemeint, das die Anhänger des SV Westfalia Rhynern gerne hervorheben. So auch gestern in Essen, als etwa 50 Fans (3. Mannschaft) singend („Hurra, Hurra, das ganze Dorf ist da“) hinter einer gleichlautenden blauen Zaunfahne kurz vor Anpfiff gemeinsam in den Gästeblock des Stadions Essen einzogen. Sie wurden mit warmem Applaus von den besetzten Rängen (5.047 Zuschauer) für diese Aktion belohnt. Es folgte eine kleine Choreo mit symbolisierten Wappen zum Anstoß und zur zweiten Hälfte bedankten sich die Gäste mit einem Spruchband "Das Dorf grüßt den Deutschen Meister ´55".
Rot Weiss Essen: Den Bock gegen das „Dorf“ umgestoßen
50 Fans im Gästeblock? Immerhin, kann man sagen, manch ein Team bringt noch weniger bis gar nichts mit (z.B. die U23 Teams wie Köln oder Mönchengladbach), und manche Klubs füllen den Gästeblock teilweise bis zum letzten Platz aus (Aachen, Oberhausen, Wuppertal, Krefeld). Ein Gefälle, das dem Namen der Liga entspricht: Regionalliga. Kein Wunder, dass der größte Teil der Klubs dieser schnellst möglichst entfliehen will, derzeit ist der Weg nach oben aber noch vom DFB „schwerst möglichst“ verbaut.
Für den SV Westfalia Rhynern scheint der erstmalige Auftritt in die Regionalliga – der fast aufgrund des nach Verbandsmeinung „unzureichenden“ Heimspielortes nicht stattgefunden hätte – eher eine Art Erlebnisausflug. Sportliche Hoffnungen scheint man zu haben, wenn es nicht klappt mit dem Klassenerhalt ist man wohl aber auch nicht traurig. So feierten gestern die mitgereisten Fans ihre Mannschaft, trotz der 4:1 Niederlage gegen Rot-Weiss Essen, als ob sie gewonnen hätten. Fast jeder durfte mal den Capo der „Ultras Rhynern“ geben und so bestimmte vor allem in der zweiten Halbzeit die kleine Schar in Block „G3“ die Stimmung im Stadion, als sich die Essener Fans mehr aufs Zusehen anstatt aufs Anfeuern setzten. Dazu spielte Rhynern auch nicht schlecht, kam sogar kurzzeitig zum 1:1 Ausgleich.
Nach dem 1:0 durch Neuzugang Kai Pröger (sein erstes Tor für Essen, er kam vom BFC Dynamo) glich Lennard Kleine in der 23. Minute aus. Erster Unmut bei den Heim-Zuschauern machte sich breit. 5.047 Zuschauer waren es nach offizieller Zahl. Ein paar Dauerkarteninhaber sollte man aber abziehen, die ihr Feierabendbierchen lieber gemütlich auf dem heimischen Sofa als auf den Stufen des Stadions Essen genossen. Alle Tribünen (auch die „West“) wiesen große Lücken auf. Die Mannschaft um Rot-Weiss Essen hat ja mit den zurückliegenden Spielen sich keine Begeisterung erkauft, und so waren gestern Abend vielleicht realistische 4.000 Zuschauer in der „Bude“. Naja, auch die Anstoßzeit war sicherlich vielen ein Dorn im Auge, sowie es auch die aktive Essener Fanszene auf einem Spruchband vor Spielbeginn in Richtung Verband formulierte: „Unser Problem mit Euch ist: Dank Urlaub und den Überstunden, kommen wir so grad über die Runden! Doch wirklich Spaß macht nur, Samstagmittag 14 Uhr!“.
Die, die da waren, ließen diesmal die Mannschaft spielen ohne direkte Unmutsäußerungen gegenüber Spieler, Trainer oder Vereinsführung, denn keine Frage, ein RWE muss den Tabellenletzten der RL-West besiegen. Am Ende stand ein verdienter 4:1 Sieg mit alleine drei Toren von Kai Pröger (seinem zweiten Dreier in seiner Karriere, der letzte am 8. September 2013 mit dem VfB Oldenburg beim TSV Havelse) auf der Habenseite. Herausragend der Neuzugang ebenso wie Marcel Platzek, für den es diesmal aber nicht zu einem Tor reichte.
Rot-Weiss Essen rangiert weiterhin in der Mitte der Tabelle, Westfalia Rhynern am Ende. Auf die Westfalia wartet mit dem FC Wegberg Beeck nun ein echter Konkurrent um den Klassenerhalt. Für RWE beginnen nun die „echten“ Wochen der Wahrheit, warten doch mit der U23 von Borussia Mönchengladbach, Viktoria Köln, Rödinghausen, Aachen und RWO die echten sportlichen Brocken.
- Stadion an der Hafenstraße