Da fällt mir doch einer der alten Agon Supporters Regionalliga-Guides von 1999 in die Hände. Die spannenden Sachen waren für mich immer die Beschreibungen der Fanblöcke, die Stadionbilder, das kulinarische Angebot und… die Bewertung der Toiletten! Zugegeben, ich selbst nutze Stadiontoiletten relativ selten. Aber interessant waren die paar Adjektive dennoch. 1. FC Kaiserlautern Amateure – „befinden sich in einem unangenehmen Zustand“, Preußen Münster – „unerträglich marode“, FC Berlin – „desolat“, LR Ahlen – „neu“, Dynamo Dresden – „am besten vorher erledigen“. Und so gab es pro Liga ca. 18 verschiedene Gutachten. Der überwiegende Teil kam nicht so gut dabei weg. Die 90er Jahre… Die damalige Regionalliga ist mit der heutigen Zeit gar nicht mehr vergleichbar. Oder doch? Jedenfalls riecht es beim Regionalligisten Viktoria Berlin noch nach Tradition. Wer dort ist, bitte die Toiletten genießen. Das stille Örtchen der Viktoria erwies sich mal als Retter in höchster Not. Der Weg vom Bahnhof Lichterfelde-Ost wurde dabei in Rekordzeit bewältigt.
Kackhäufchen, Schmirgelpapier und zertretene Türen: Manchmal ist man froh über jedes Stadionklo
Aber meistens handelt es sich in den ganz dringenden Situationen um Orte, die sich auf dem Weg befinden. Da müsste es bei der Vielzahl an Fußball-Wochenendausflüglern und Reisenden Geschichten geben, die von der Masse her die Dudenbände übertreffen müssten. Eher passiert „was“ auf der Fahrt. Unvergessen sind da Lokalitäten wie das Klo des Busbahnhofs in Lviv. Leider habe ich davon kein Foto gemacht, aber die Eindrücke brannten sich ins Gedächtnis. Deckel fehlte, Brille verschwunden, trotz Druck habe ich mich schließlich dennoch nicht überwunden.
Brenzlige Situationen prägen sich ein – das ist ihre Natur. Ein Sandwich zum Mitnehmen nachts auf dem Hauptbahnhof in Bratislava? Na, klar. Die Fahrt dauert etwas. „Die Remoulade schmeckt aber merkwürdig.“ Mein Begleiter antwortet: „Ach, hab dich nicht so!“ Also runter damit. Ein Fehler, wie sich herausstellte. Andere Länder, andere Sitten. Auf einem der slowakischen Umsteigebahnhöfe gab es hinter einer wuchtigen Tür eine Luke, aus der drei Blatt gereicht wurden. Das war das gute alte DDR-Schmirgelpapier. In solchen Situationen ist es aber eher zweitrangig. Da hat man andere Probleme. Also, Hose hoch, zurück zur Luke und dreimal eindringlich „duży“ (groß bzw. viel) wiederholt. Das ältere Frauengesicht erkannte die Lage und reichte eine ganze Rolle durch das Fenster.
Aber im Stadion? Da sind kaum Begebenheiten, da ich es in der Regel vermeide, diese Orte aufsuchen zu müssen. Da gibt es ja in Polen noch die berühmten Spiele am Vormittag. Der Zug hält, raus, der Geiz siegt gegen den Besuch an der Tanke. Während die Kicker in der Bruchbude vor 20 Zuschauern alles geben, wollte ich wieder alles loswerden plus etwas Wasser ins Gesicht schmeißen. Die Katakomben der wuchtigen Tribüne sahen nicht jeden Tag Menschen, aber befanden sich noch im Original aus der goldenen Zeit der schlesischen Kohle. Wasser läuft. Das Schloss macht „klick“, aber nicht mehr „klack“. Was soll’s? Hier kommt bis zum Abriss sowieso keiner mehr. Ein Tritt, die Tür springt auf. Was will man machen? Bis heute dort warten?
Neulich suchte ich Fotos und stieß dabei auf die Dokumentationen der einmal mehr bzw. weniger stillen Örtchen aus den Niederungen des polnischen Fußballs. Nicht überall zeigte man Verständnis für Sitz und Brille. Aber die Zeiten mögen sich auch in dem einen oder anderen Ort verändert haben. Ein paar sehen aber immer noch so aus.
Und hier noch ein paar weitere Highlights aus der Schatzkiste:
Bericht & Fotos: Michael
Ligen
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VG Jochen