Der Moderatoren-Legende Mannie Breuckmann zufolge, kann man sich ja nur besaufen wenn Rot Weiss Essen spielt. In diesem Sinne "support your local beer" und aufgeklackt das Borbecker Dampfbier (hell) und rein in den ersten Bericht in diesem Jahr von der Hafenstraße: Rot Weiss Essen gegen den Bonner SC. Ein eiskalter Freitagabend und viel spielerischer Frust, dafür reichlich Sehenswertes auf den Rängen. Die Saison ist längst gelaufen, der gerade erst eingestellte Trainer Argirios Giannikis ist dem Werben des Drittligisten VfR Aalen erlegen und zieht spätestens im Sommer vom Ruhrgebiet ins Ländle.
Rot Weiss Essen vs. Bonn: Niederlage und Gänsehautmoment mit Wunderkerzen-Choreo
Ok, sein Vertrag wäre eh ausgelaufen und jeder "normale" Arbeitnehmer der einen Zeitvertrag hat würde auch bei einem attraktiven Angebot die berufliche Sicherheit suchen. Deswegen setzte es auch keine Pfiffe oder Sprechchöre heute im ersten Pflicht-Heimspiel seit Bekanntwerden seines Wechsels. Nur die Ultras bedachten den Noch-RWE-Trainer mit einem Spruchband, doch früher das Weite zu suchen. Wird er wahrscheinlich auch, die Trainersuche bei RWE läuft, dass es ein alter Bekannter wird kann aber bezweifelt werden, aber etwas komisch war es schon als Ex-RWE-Trainer Jan Siewert (aktuell BVB U23) in der Halbzeitpause zu den sich aufwärmenden Journalisten in den Presseraum platzte. Großen Staunen bei den Kollegen der fotografierenden und schreibenden Zunft, aber nicht nur über Siewert, sondern auch über einen Kicker der Gäste der sich erstmal am Kaffeebuffet bediente.
Hat der Bonner Mannschaft anscheinend geholfen, denn trotz Essener Überlegenheit (Erkenntnis: zwölft Ecken ergeben noch lange kein Tor), machte der Aufsteiger von 2016 und Abstiegskandidat in der 71. Spielminute durch Daniel Somuah seine drei Punkte klar. 20 Minuten erzitterten sich die Bonner mit allen Tricks den Sieg. So kassierte unter anderem Auswechselspieler Kris Fillinger die gelbe Karte, weil er den Essener Benjamin Baier mehrmals bei einer Ecke regelrecht provozierte. Eingewechselt wurde er nicht und als er zur Ersatzbank an der Fotografenriege vorbei schlurfte bekam er von mir den Titel "Held der Stunde", was er mit den Worten und einem Lachen "habe ich doch raffiniert gemacht" kommentierte.
RWE hat also mal wieder ein Spiel unnötig verloren, aber die Saison war eh schon in der Hinrunde gelaufen (13 Punkte Rückstand zum Spitzenduett), was bleibt den Fans also übrig? Klar sich selbst feiern und alte Weggefährten ehren wie den Ruhrmichel, der im Februar 2017 verstarb. Zu Spielbeginn wurde mit einer großen Blockfahne von seinem Konterfei und dem Slogan "Ultras sterben nie" ihm gedacht, wie schon im vergangenen Jahr mit einer großen Choreographie. Zu Beginn der zweiten Hälfte sorgten die Fans auf der West für einen Gänsehautmoment, als sie gemeinsam das 111 jährige Bestehen des Vereins mit einer Wunderkerzen-Choreo (und der einen oder anderen größeren Kerze) und der Hymne "100 Jahre RWE" feierten. Bereits am 1. Februar (Gründungsdatum) hüllten zahlreiche RWE-Fans das Unesco Weltkulturerbe Zeche Zollverein in Essen in ein leuchtendes Rot, indem sie mit Bengalfackeln die Zahl 111 kreierten.
111 Jahre und auf jeden Fall noch beim 112 Jubiläum spielt RWE in Liga 4. Der Traum von mehr ist da und auch immer noch das Fan-Potential. Gegen Bonn kamen über 6.000 an die Hafenstraße und das bei Temperaturen gerade mal knapp über Null Grad. Zwei Auswärtsspiele in der Liga (die Partie in Wuppertal fällt aus) folgt am 09. März das Heimspiel gegen Wattenscheid 09. Einziger Trost in der Saison ist die Chance auf den erneuten Gewinn des Niederrheinpokals um damit wenigstens einmal an der großen Fußballwelt zu schnuppern - am 18. Februar ist die Auslosung zum Landespokal-Halbfinale.
Video 111 Jahre RWE Wunderkerzen Choreo:
- Stadion an der Hafenstraße