Blau-Rot gegen Rot-Blau, gleiche Farben aber das ist das einzige was die beiden Traditionsvereine eint. Die Fans des KFC Uerdingen und des Wuppertaler SV hegen wenig Sympathie füreinander. Vor Duellen kommt es meist zu medialen Sticheleien sowie sogar zu gegenseitigen Stadtbesuchen und während der Spiele zu schriftlichen Botschaften und verbalen Provokationen. Aber Spiele gegen die jeweils andere gleichfarbige Vertretung in anderer Kombination sind eigentlich auch immer emotionale sehenswerte Highlights.
KFC Uerdingen vs. WSV: Sonnenbrand, Marsch und ein klares 4:0 vom Spitzenreiter der RL-West
Vor zwei Jahren spielten die beiden Klubs zusammen in der fünftklassigen Oberliga Niederrhein und in beiden Partien konnte der WSV die Oberhand behalten. So rockten über 2.000 Wuppertaler am 12. März 2016 nach dem 2:0 Auswärtssieg die Krefelder Grotenburg und konnten am Ende der Saison in die Regionalliga West aufsteigen, während der KFC Uerdingen eine weitere Oberliga-Runde über die Dörfer tingeln musste. In der aktuellen Regionalligasaison 2017/2018 dann das Wiedersehen, zuerst am 4. November 2017 im Wuppertaler Stadion am Zoo. Das Spiel wurde mit den üblichen gegenseitigen Schmähgesängen eingeleitet - bis zur 13. Spielminute, als sich der Krefelder Christian Müller schwer verletzte und er (aufgrund von fehlenden Sanitätern) erst nach sieben Minuten versorgt und abtransportiert werden konnte. Als er vom Spielfeld gefahren wurde, gab es vom ganzen Stadion "Standing Ovations", trotz aller Rivalität.
Gestern am 5. Mai nun das Rückspiel in der Grotenburg im Schatten der gewohnten Rivalität. Die Ordner am Parkplatz vor der Grotenburg hatten gerade erst ihre Posten bezogen, da standen schon Teile der aktiven Wuppertaler Fanszene eingerahmt von der Polizei vor dem Krefelder Stadion am Heimeingang. Parallel sammelten sich die Ultras Krefeld und weitere Fangruppierungen (sowie ein Junggesellinnenabschied) am örtlichen Großmarkt, um von dort die rund 1,5 Kilometer bis zum Stadion vor dem letzten Liga-Heimspiel der Regionalliga-Saison mit einem motivierenden Marsch inklusive Rauchelementen zurückzulegen.
Es war angerichtet. Als Spitzenreiter der Regionalliga West empfing der KFC Uerdingen die "Bergischen Löwen", die diesmal von über 500 Fans begleitet wurden. 6.162 Zuschauer kamen (Saisonrekord) und vor und auch nach der Partie deutet der sportliche Weg ganz in Richtung Relegationsplatz und die Entscheidungsspiele gegen den SV Waldhof Mannheim. Auch wenn sich der KFC am Anfang etwas schwer gegen die rustikale Vorgehensweise der Gäste tat (Kapitän Mario Erb und wie im Hinspiel Christian Müller verletzten sich teilweise schwer), konnte die Mannschaft um Stefan Krämer dann doch früh ihre Qualität unter Beweis stellen. Maximilian Beister besorgte die Führung in der 21. Spielminute. Das Spiel gestaltete sich dann bei Sonnenbrand gefährlichen Frühlingstemperaturen dann in der Folge recht offen und der eine (oder die) Anhänger(in) zitterte vor dem drohenden Ausgleich. In der 63. Spielminute erlöste Tanju Öztürk die Anhänger und auch den Grotifanten, der im Jubeltaumel fast seinen Kopf verlor.
Noch während die KFC Fans im Block K ihre Spruchbandstaffeten aus- und wieder einrollten (sie antworteten unter anderem auf die WSV Spruchbänder vom Hinspiel "Unsere Legenden Pröpper, Szymaniak, Tava. Eure Legenden Bayer, Lakis, Ponomarev." mit "Herget, Funkel, Pokalsieg und Jahrhundertspiel Unsere Legenden füllen Bücher Eure nichtmal die Reviersport") knallten noch zwei weitere Tore ins Wuppertaler Gehäuse. Endstand 4:0. Zwei Punkte liegen die Krefelder vor dem Zweitplatzierten Viktoria Köln (gewann knapp mit 1:0 bei Westfalia Rhynern). Aufgrund des schlechteren Torverhältnis reicht am kommenden Sonntag beim SC Wiedenbrück dem KFC kein Unentschieden, denn es ist davon auszugehen das die Viktoria zu Hause gegen die U23 von Borussia Mönchengladbach gewinnt.
Entscheidung vertagt für den KFC Uerdingen. Genauso die des möglichen Durchmarsches von der fünften in die dritte Liga. Einen ordentlichen sportlichen Schub hat der Traditionsklub erfahren auch Dank des Präsidenten Mikhail Ponomarev, der den Verein seit 2015 unter auch finanziell unterstützt (seit 2016 als erster Vorsitzender). Wenn man überlegt vor einem Jahr kickten die Krefelder noch auf einer Bezirksportanlage an der Stadtgrenze zu Langenfeld gegen die Sportfreunde Baumberg. Ab dem Herbst könnten die heißen Arenen und Stadien in Kaiserslautern, Rostock oder München anstehen.
Einen Wehrmutstropfen hätte der Aufstieg aber. Das Stadion entspricht nicht den Regularien der 3. Liga und müsste saniert werden. Aus Sicht der Fans (auch Gästefans) ist das schade, denn in welchem Stadien der Republik würden Gästefans die komplette Gegengerade (Sitzplatz) bekommen und theoretisch ihre Mannschaft mit 5.000 Anhängern unterstützen können. Geht nicht? Geht doch. In der Vergangenheit waren Aachen, Wuppertal und Essen mit teils mehreren tausend Fans in der Grotenburg und es funktionierte. VIP-Logen und mehr Parkplätze brauchte es da auch nicht. Es geht immer noch um Fußball. Im Fall der Fälle führt aber kein Weg an einem Umzug vorbei. Aktuell ist die MSV Arena in Duisburg im Gespräch. Bis es soweit ist, ist noch ein langer Weg zu gehen.
> zu den KFC Uerdingen Fotos
- Grotenburg-Stadion
Ligen
Benutzer-Kommentare
das Spiel was wir hier angesprochen haben gegen Baumberg, war aber ein Ligaspiel (siehe Link oben). Aber klar im Pokal müsste man wieder aufs Dorf, jedenfalls in den ersten Runden ;-)