Man muss schon tief in der Statistik-Kiste graben, um herauszufinden, wann zum letzten Mal über 18.000 Zuschauer zu einem „Pflicht-Heimspiel“ des KFC Uerdingen kamen. In der Regionalliga kamen zuletzt im Schnitt 2.830 Fans in die Grotenburg. Es war (und die Statistik-Profis mögen mich korrigieren, wenn es nicht stimmt) am 11. Mai 1996. Damals spielten die Krefelder (noch als Bayer 05 Uerdingen) vor 20.154 Zuschauern am vorletzten Spieltag der ersten Bundesliga gegen Borussia Mönchengladbach. Danach ging es abwärts mit dem Klub, der sich nun nach einer langen Durststrecke anschickt in einem Jahr aus der fünften Klasse in die dritte Liga durchzumarschieren.
KFC Uerdingen gewinnt Auswärts-Heimspiel gegen Mannheim
Erst muss aber noch die unsinnige Relegationsfarce („Meister müssen aufsteigen“ Basta!) aus der Vierten gemeistert werden. Im ersten Relegationsspiel zur eben jener heiß ersehnten dritten Liga, traf der „Westdeutsche Meister“ (Sieger der Regionalliga West) gestern auf den Traditionsklub Waldhof Mannheim (zweiter der Regionalliga Südwest), der inzwischen im dritten Anlauf versucht die Profiliga zu erreichen. Neben der überflüssigen Relegation, durfte zu allem Überfluss der KFC nicht in seiner heimischen „Burg“ spielen, sondern musste sich ein anderes Stadion suchen. Was in der Oberliga und Regionalliga mit ähnlich großen Fanszenen (Essen, Aachen, Wuppertal) wie Mannheim gut klappte, sollte für die Relegation nicht reichen.
Ziemlich früh stand die MSV-Arena in Duisburg als Austragungsort des Spiels fest. Während die Fans von Waldhof Mannheim die Gästeseite mit 3.500 Fans zum Kochen bringen durften, erhielten die Uerdingen Fans die anderen Tribünen. Der Stehplatzbereich der Nordkurve (Heimat der treuen MSV Fans) blieb aber tabu. Die aktive Fanszene des KFC Uerdingen, die vor dem Spiel gemeinsam mit dem Zug anreiste, richtete ihren Stimmungsblock genau darüber im Oberrang ein. Sah als neutraler Beobachter schon „fett“ aus, wie vor allem in der zweiten Hälfte das Stadion gerockt wurde.
Insgesamt sahen 18.162 Zuschauer das Spiel, das erst 30 Minuten später (aufgrund des Zuschauerandrangs und auch Verkehrschaos) angepfiffen und dann direkt unterbrochen wurde: Die mitgereisten Mannheim Fans fast alle in Mottoshirts gekleidet („Waldhof will rise again“) zündeten etwas Pyrotechnik zum Start in ihre Relegation. Wie schon kurz vor dem Spiel gesellten sich aber leider zu Rauch und Fackeln zahlreiche Böller, die vor den Füßen der bereitgestellten Ordner detonierten. Ich werde es nie verstehen, was das zusätzliche Geböllere mit Kanonenschlägen für einen Sinn ergeben soll. Vielleicht um der martialischen Inszenierung einer Pyroshow noch mehr Ausdruck zu verleihen? Für mich ein NoGo (mein Ohr dankte es mit einem abendlichen fiepen).
Die Stimmung im Gästeblock war ansehnlich und auf hohem Niveau. Zu Beginn nah dran an der Magdeburger Vorstellung letztes Jahr beim MSV, aber nur nah dran. Vor allem in der zweiten Hälfte ließen die Mannheimer, deren Stimmungsblock direkt hinter dem Tor im Sitzplatzbereich lag merklich nach. Die derben Beleidigungsgesänge und Wurfgeschosse in Richtung Spieler dagegen nicht. Eines steht fest: Beim Rückspiel am kommenden Sonntag können sich die Krefelder in Mannheim auf einen heißen Tanz vorbereiten.
Zumal Waldhof sicherlich noch lange nicht abgeschenkt hat, wie es manche Medien bereits schreiben. Die erste Hälfte in Duisburg der beiden Klubs die zuletzt vor 21 Jahren in der zweiten Liga gegen einander spielten war hart umkämpft und für Uerdingen schwer zu spielen. Jeder Zweikampf jeder Ball wurde verbissen angegangen. In der zweiten Halbzeit gewannen die Hausherren Überhand und kamen zu mehreren Chancen. Die Einwechselung von Johannes Dörfler 20 Minuten vor dem Ende machte sich bezahlt. In der 75. Spielminute lief er sich hervorragend frei und bediente Maximilian Beister, der zum 1:0 vollendete. Die Chancen für Krefeld häuften sich, die Größte hatte Dörfler in der Schlussminute als er aber freistehend vor dem Mannheimer Torhüter Markus Scholz vergab.
Waldhof, hatte zwar auch ein bis zwei gute Möglichkeiten, war im Endeffekt aber mit dem 1:0 gut bedient. Am Sonntag um 14 Uhr dann das Rückspiel (Live im SWR Fernsehen und als Livestream), das sicherlich ähnlich verbissen geführt wird wie das Spiel gestern. Im Carl Benz Stadion warten dann 25.000 Fans, darunter gut 3.000 aus Uerdingen.
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