25 Jahre alt ist der Klassiker "Täglich grüßt das Murmeltier" mit Andie MacDowell und Bill Murray, bei dem der Hauptprotragonist einen Tag wieder und wieder erlebt. Wie gerne würde man das auch. Beispielsweise den 31. August 2018, als Rot-Weiss Essen vor 10.217 Zuschauern an der Hafenstraße den Bonner SC mit 1:0 putzte und seine Tabellenführung mit einem Punkt vor Viktoria Köln festigte. Alle Essener, zumindest die die es mit Rot-Weiss halten, standen Kopf und träumten, ja träumten vom direkten Aufstieg als Meister der Regionalliga West (diese Saison ja ohne die überflüssige Relegation), jedenfalls ein klein wenig. Es war der 6. Spieltag, der einmal mehr zeigte was in Essen gehen könnte, wenn sich endlich der Erfolg einstellt.
Rot-Weiss Essen vs. Viktoria Köln: Anti-Fußball trumpft an der Hafenstraße
Aber "Täglich grüßt das Murmeltier" geht auch anders: Jahr für Jahr die selbe Leier, RWE startet mit Ambitionen in die Saison, um schon im Oktober die Segel zu streichen (bis auf die Saison 2014/2015). Seit dem 31. August 2018 läuft (ausgenommen die Erfolge gegen unterklassige Teams im Pokal) gar nichts zusammen. Kein Sieg konnte Essen einfahren, auch nicht gegen die heute wirklich harmlosen Kölner von der Schäl Sick. Seit Jahren versucht sich die Viktoria am Aufstieg in die dritte Liga, dabei kräftig finanziell unterstützt von ihrem Mäzen Franz-Josef Wernze, der als Sportbegeisterter nicht nur die Viktoria und seinen Nachwuchs fördert, sondern auch sein Portemonnaie für Lok Leipzig, Lechia Gdansk und Germania Windeck sowie die Kölner Haie (Eishockey) öffnet.
Wer nun aber vom aktuellen Spitzenreiter der Regionalliga West mitreißenden Fußball erwartet hat, wurde zumindest heute enttäuscht. Eine dicke Brieftasche bedeutet auch bei Viktoria Köln nicht unbedingt attraktiven Fußball. Auch das Faninteresse kann man schon freundlich umschrieben als recht bescheiden einstufen. Gerade einmal eine Busladung (50 Fans) machte sich auf den Weg nach Essen. Egal, bzw. reicht aber, würde man heute Abend in Köln Höhenberg sagen. Das Siegtor fiel in der dritten Spielminute, nachdem der Schiedsrichter einen Vorteil der Kölner zurückgepfiffen hatte und diese dann aus dem Freistoß den Treffer erzielten. Danach glänzten die Kölner durch eine langweilige Spielverwaltungstaktik bestehend aus gefälligen Abwehrkünsten und grenzwertigen Zeitspiel (insbesondere vom Torwart) sowie ab und an einen ungefährlichen Konter, während RWE es mit harmlosen Angriffen vergeblich versuchte gefährliche Situationen zu verarbeiten. Dazu wurde ein Tor in der zweiten Hälfte von Timo Brauer aufgrund einer angeblichen Abseitsstellung nicht gegeben. Pech kommt also auch noch dazu.
Klar, es fehlt an Personal in Essen, das weiß man aber schon seit dem 31. August. Wie schon bei den letzten Spielen die einhellige Meinung im Presseraum: Die leistungsträger Baier, Brauer und Zeiger nicht so richtig im Spielfluß und Pröger, Heber und Bichler mit guten Ansätzen. Gute Ansätze reichen aber nicht, um den Aufstiegskandidaten ins Wanken zu bringen. Dabei war man doch eigentlich heiß, naja zumindest die Social Media Abteilung von RWE (die den Spieltag mit Wetterbericht und ein Feuer Emoticon ankündigte) und natürlich die Fans, die das Feuer in echt auf ihrem Marsch vom Fanprojekt zum Stadion entzündeten.
Im Stadion glänzten die RWE-Fans trotz des frühen Rückstandes einmal mehr mit fast durchgängigen Support und zahlreichen Spruchbändern für einen Kameraden, der nach 2,5 (nach eigenen Angaben unberechtigten) Stadionverbot zurück in der Kurve war. 8.207 Zuschauer kamen, trotz Punkteflaute der letzten Wochen und das in Liga 4. Bei Viktoria Köln braucht man für diese Zuschauerzahl acht Heimspiele, nur mal so zum Vergleich. Trotzdem verkehrte Welt aus sportlicher Sicht. Während die Kölner die Tabelle mit sieben Punkten Vorsprung auf die U23 des BVB (noch zwei ausstehende Nachholspiele) anführt, muss Rot-Weiss Essen schon wieder nach unten schauen: nur noch fünf Punkte vor dem Abstiegsplatz.
In den kommenden zwei Wochen stehen zwei Lokalderbys für Essen an: Nächste Woche geht es nach Wattenscheid, danach kommt Oberhausen. "Täglich grüßt das Murmeltier" halt und auch an der Hafenstraße ist man optimistisch das bessere Zeiten kommen.
- Stadion an der Hafenstraße
Ligen
Benutzer-Kommentare
Oder fehlt Dir eine Hon orierung der mitgereisten Fans? Kaum zu glauben, da ja sogar Straelen an einem Freitagabend mehr Fans motivieren konnte und mehr Stimmung machte.
Ausgewogene Berichterstattung?
Haben wir geliefert. Aus Kölner Sicht gab es leider nicht mehr zu berichten. Sorry