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MSV Duisburg vs. 1. FC Köln: Party, Katerstimmung und ein versöhnliches Ende

Der Letzte empfängt den Ersten. Nicht die besten Voraussetzungen, um aus Sicht der Zebras optimistisch ins Spiel zu gehen. Dementsprechend waren auch die Tipps, welche ich vor dem Spiel aufschnappen konnte. Von 0:2 bis 1:5 war alles dabei. Fast schon mitleidig waren die Blicke, wenn ich ein Unentschieden ins Spiel brachte. Zu tief sitzt bei den meisten MSV-Fans der Stachel der letzten (unnötigen?) Niederlage gegen Ingolstadt, 2:4 hieß es da am Ende. Dadurch rutschten die Zebras auf den letzten Tabellenplatz. Und nun reiste der Ligaprimus aus Köln an. Es konnte ja nur bitter werden.

Ursprünglich war das Spiel am 17. März geplant, allerdings haben die Untermieter aus Uerdingen den Rasen mit ihrem Spiel gegen Fortuna Köln derart ruiniert, dass eine Austragung der Partie nicht möglich war. Inzwischen liegt im Wedaustadion neues Grün, es konnte also endlich gespielt werden. In der Hinrunde hat der MSV in Köln einen sensationellen Auswärtssieg gefeiert. Es schien also klar, dass durchaus etwas zu holen war.

Mit Verspätung ging es los, zu groß war der Andrang, insbesondere im Gästebereich. Die Polizei hatte sogenannte Vereinzelungsanlagen installiert und die ankommenden Gäste waren wohl nicht alle mit einer Kontrolle einverstanden. Dies basiert aber nur auf Hören-Sagen, so dass ich da gar nicht weiter ins Detail gehen will.

Zum Einlaufen der Mannschaften gab es im Heimbereich eine schlichte, aber absolut sehenswerte Choreo. Weiße Pappen im Unterrang, blaue im Oberrang, dazu das MSV Wappen als Blockfahne, später abgelöst durch eine zweite Blockfahne, deren Motiv ich aber nicht wirklich deuten konnte. Das lag ganz einfach am Blickwinkel. Dazu gab es am Zaun ein Spruchband: „Die Freude an den Zebras bleibt“. Gutes Statement. Ist ja auch so. Selbst wenn der MSV in die dritte Liga absteigen sollte, wird er auch in der nächsten Saison wieder Freude bereiten. Und wenn man ehrlich ist, dann ist ja die Freude am Stadionbesuch nicht nur auf die sportliche Darbietung beschränkt.

Große Freude herrschte in der zweiten Spielminute, als der MSV in Führung ging. Damit hatte echt keiner gerechnet, nicht die knapp 10.000 MSV-Fans, die eh immer da sind, nicht die zirka 11.000, die nur kommen, wenn was geboten wird, und auch nicht die schätzungsweise 5.000 Kölner. Unglaublich wie der MSV sich hier präsentierte. Keine Spur vom Kaninchen vor der Schlange, ein Klassenunterschied zwischen beiden Teams war überhaupt nicht zu sehen. Mutig, frech und voll motiviert gingen die Duisburger ins Spiel. Schonte sich der FC etwa für das Spiel gegen den HSV? Ich weiß es nicht. Vielleicht haben die Duisburger auch einfach nur begriffen, dass sie sich auf alte Tugenden wie Kampf, Wille und Leidenschaft konzentrieren müssen, um ihrem Anhang und sich selbst endlich wieder zu begeistern. 

Auch den zwischenzeitlichen Ausgleich durch Cordoba konnte der MSV nur wenige Minuten später ausgleichen. Selbst Kölner Anhänger ließen verlauten, dass der MSV in Hälfte eins einfach das bessere Team war. Zumindest auf dem Rasen. Also Oberwasser für die Hausherren. Auf den Rängen hatten die Kölner das Heft in der Hand. Lautstark wurden die Domstädter supportet, zwischendurch leuchtete mittig auf dem Oberrang eine einsame Bengalfackel. Für einen kurzen Moment hoffte ich darauf, dass dies der Startschuss zu einer größeren Pyroshow sein könnte, aber da hatte ich mich getäuscht. Aber auch ohne optische Untermalung war der Auftritt der Kölner vom feinsten.

In der Halbzeitpause musste das Gesehene erst einmal ausgewertet werden. Kaum einer konnte verstehen, warum es der MSV anscheinend nur gegen die Großen schafft derart aufzutrumpfen. Wahrscheinlich wird es dafür auch keine Erklärung geben.

Es hätte sich alles zum Festtag entwickeln können, volle Hütte, insgesamt waren es 25.675 Zuschauer, gutes Wetter, Flutlicht und dem Spitzenreiter ein Schnippchen schlagen. Mehr geht fast nicht. Nur leider sahen das die Kölner anders und drehten das Spiel innerhalb von 7 Minuten. Plötzlich stand es 2:4 aus Duisburger Sicht. Entsetzen auf Heimseite, eine beginnende Aufstiegsparty bei den Gästen. „Nie mehr zweite Liga“ hallte es aus dem Gästeblock. Klarer Fall von zu früh gefreut. Der MSV kämpfte weiter, wollte selbst entscheiden, wann das Spiel aus ist. Und so geschah, was nach dem Rückstand nur die Kühnsten unter den Optimisten zu träumen wagten. Der MSV erzielte noch zwei Tore und glich zum 4:4 aus. Diese Emotionen beim Freistoßtor von Kevin Wolze waren förmlich greifbar.

Bierduschen im Stehblock, Umarmungen, Freude und Staunen. Damit hatte wirklich keiner mehr gerechnet. Und der MSV drückte weiter. Er wollte hier das nahezu Unmögliche schaffen. Es blieb ihnen verwehrt. Dieser Punkt ist trotzdem einiges wert. Ein Unentschieden als Sieg für die Moral.

Die Feierlichkeiten nach dem Spiel fielen nur kurz aus. Grund hierfür ist ein medizinischer Notfall im engeren Umfeld des FC-Trainers Markus Anfang. An dieser Stelle gute Besserung!

Der FC kann im nächsten Spiel gegen den HSV einen großen Schritt in Richtung Aufstieg machen, der MSV in Paderborn weiter am Klassenerhalt basteln. Ich persönlich drücke Beiden die Daumen, dass sie ihre gesteckten Ziele erreichen.

Bericht: Christian Lenke

Fotos: Christian Lenke

Inhalt über Klub(s):
Artikel wurde veröffentlicht am
12 April 2019
Spielergebnis:
4:4
Zuschauerzahl:
25.675
Gästefans
5000

Ligen

Inhalt über Liga
2. Bundesliga

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