Ein Wiedersehen der Hertha und der Eisernen im Fußballoberhaus? Mit Sicherheit nen feines Ding! Hamburger Derby reloaded? Sich im Auswärtsblock am Millerntor munter austoben? Immer eine feine Sache! Das Nordost-Duell 1. FC Magdeburg vs. F.C. Hansa Rostock? Ebenso immer ein Spiel, das man mitnehmen kann / muss. Das Wiedersehen des Karlsruher SC und des VfB Stuttgart in Liga zwei? Oha, wahrlich ein Duell, das in Sachen Brisanz bis an die Grenzen geht. Immerhin sind sich die Erzrivalen aus Baden und Schwaben in den vergangenen zehn Jahren im Rahmen von Pflichtspielen nur in der Zweitligasaison 2016/17 begegnet. Dass der KSC von unten kommt und der VfB von oben kommt, gibt dem Ganzen eine extra Prise Schmackes. Nachdem jedoch kürzlich beim Vergleich der 2. Bundesliga und 3. Liga sämtliche prickelnden Konstellationen durchgegangen worden sind und nun alles ein wenig sacken gelassen wurde, sagt das innere Gefühl: Es kann 2019/20 eigentlich nur ein Duell geben, das in der Brisanz-Pyramide ganz, ganz oben zu finden ist: SV Waldhof Mannheim vs. 1. FC Kaiserslautern! Von der Betriebstemperatur her käme sicherlich ein Wiedersehen des FC St. Pauli und des F.C. Hansa Rostock ganz dicht ran ans Südwest-Duell, doch bekanntlich lässt dieses Wiedersehen noch ein bisschen auf sich warten. Vielleicht möchte ja der Fußballgott, dass es zumindest im DFB-Pokal ein Aufeinandertreffen im Ostseestadion gibt. Allerdings möchten wir jetzt vom FCK und Waldhof sprechen!
SV Waldhof Mannheim vs. 1. FC Kaiserslautern: DAS vermutlich heißeste Duell 2019/20!
HotAufgrund der zwischenzeitlichen Abstiegsgefahr der Roten Teufel drohte das Wiedersehen fast zu platzen. Nun aber steht Dank des mehr als verdienten und zugleich überfälligen Aufstiegs des SV Waldhof Mannheim dem Kracher nix mehr im Wege. Mensch ja, auch ich freue mich wie Bolle und habe mir Mannheim janz, janz fett markiert. Schließlich soll Mannheim noch weitaus „gemütlicher“ sein als mein geliebtes Zwickau. Wenn Rostock anrollt, wird die Sause in die Quadratestadt wohl für mich Pflicht sein. Wird dufte! Für den extrem heißen Südwest-Kracher gegen Lautern werde ich indes wohl lieber an jemanden abgeben, der sich dort in der Region (inklusive Schlupfwinkel und Hintergassen) ein wenig besser auskennt.
Für mich als Ost-Kind war früher immer nicht ganz klar, wer jetzt dort im Südwesten wohl wen am meisten hasst. Okay, Offenbach gegen Mannheim - das war in den 90ern weiß Gott echt ein Thema. Unvergessen die „Vatertags-Randale“ im Mai 1999, als es im Rahmen des Spiels Offenbach vs. Mannheim auf den Straßen hoch her ging und sogar Fahrzeuge brannten. Da es seit 2006 eine Freundschaft zwischen den Ultra-Gruppierungen von Waldhof Mannheim und Eintracht Frankfurt gibt, bekommen solche brisanten Partien gleich noch mehr Stammwürze. Apropos Freundschaft. Eine solche gibt es bereits seit den 1980ern zwischen Mannheim und Eintracht Braunschweig, zudem werden freundschaftliche Kontakte zum 1. FC Magdeburg und zum FC Basel gepflegt. Klingt interessant. Kriegst du mit Mannheim Stress, hast du gleich ne Menge Freunde mit an der Backe.
So, und jetzt geht es aber wirklich um den Klassiker Waldhof vs. FCK. Ich gestehe, ich muss noch immer auf die Landkarte schauen, um die exakte Position von Mannheim auf dem Schirm zu haben. Gefühlt liegt Mannheim immer etwas nördlicher. Noch dichter dran an Darmstadt, Offenbach und Frankfurt. Quasi direkt daneben. Dass Mannheim auf einer Höhe mit Kaiserslautern liegt, überraschte mich in der Vergangenheit immer wieder. Mal eben 60 Kilometer auf der West-Ost-Achse. Das ist quasi die gleiche Entfernung wie auf der B5 von Frankfurt (Oder) nach Strausberg. Darunter kann ich mir nämlich als einstiges Zonenkind wat vorstellen. Um besser nen Fußballbezug hinzubekommen, habe ich noch ein duftes Beispiel auf Lager: Von Berlin-Köpenick sind es über die A10 bis nach Potsdam-Babelsberg ebenfalls rund 60 Kilometer. Da wird selbst uns im tiefen Osten klar: Die Entfernung zwischen Betzenberg und Residenzstadt ist wahrlich nur nen Klacks!
Zahlreiche Bundesligaduelle gab es in den 1980ern, als die Waldhof-Buben im Fußballoberhaus ein Dauergast waren. Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs gab es im Rahmen von Pflichtspielen nur das DFB-Pokalspiel in Mannheim am 28. November 2001 (Olaf Marschall machte das 3:2 für den FCK in der 90.+1. Minute!) sowie die beiden Aufeinandertreffen in der Zweitligasaison 1996/97. Das Hinspiel gewann Mannheim vor 27.000 Zuschauern mit 2:0, das Rückspiel konnten die Roten Teufel vor 38.000 Zuschauern mit 5:0 für sich entscheiden. Auch in jenem Spiel steuerte Olaf Marschall einen Treffer bei.
Interessant: In einigen Statistiken wird auch das Duell in der Qualifikation zur Endrunde der Deutschen Meisterschaft mit aufgeführt. Am 10. Mai 1942 konnte der 1. FC Kaiserslautern mit 7:1 gegen die Mannheimer gewinnen. Zwei Treffer erzielte Ottmar Walter, drei Tore steuerte Fritz Walter bei. Josef Erb hatte nach einer Viertelstunde den zwischenzeitlichen Ausgleich für den SV Waldhof klarmachen können. Damit aus Sicht des SV Waldhof hier im Text nicht alles kacka klingt, hier ein positives Highlight! So konnte Mannheim das letzte Erstligaspiel gegen den FCK mit sage und schreibe 4:0 gewinnen. Am 24. Februar 1990 erzielten vor 15.000 Fußballfreunden im Stadion am Alsenweg Uwe Freiler, Thomas Franck (2x) und Jochen Müller die Treffer. Thomas Franck dürften einige noch kennen. Später spielte er für Dortmund, Kaiserslautern und Darmstadt. Eingewechselt wurde in der 74. Minute zudem Christian Wörns. Den kennen wir wohl alle. Und gepfiffen wurde die Partie von keinem geringeren als Eugen Strigel!
Im Neuen Jahrtausend gab es nur das besagte DFB-Pokal im November 2001, doch die Rivalität hielt weiter an. Die Flamme glimmte stets, und sie loderte sogleich meterhoch, als es am 2. September 2009 zum Regionalligaspiel SV Waldhof Mannheim vs. 1. FC Kaiserslautern II kam. 10.023 Zuschauer fanden sich an jenem Mittwochabend im Carl-Benz-Stadion ein, unter ihnen rund 1.500 Fußballfreunde aus der Pfalz. Eine fette Hausnummer in Anbetracht der Tatsache, dass nur die zweite Mannschaft des FCK auflief. Ein klares Indiz dafür, dass man auch nach langer Pause noch gewaltig heiß aufeinander war. Und der Begriff „gewaltig“ trifft es ganz gut, denn die Polizei nahm an jenem Abend 36 Personen fest. Die Einsatzkräfte hatten alle Hände voll zu tun, noch Stunden nach dem Spiel hielten beide Fanlager die Stadt in Atem. Bereits während des Spiels kam es zu ersten Auseinandersetzungen, im Gästebereich wurden die Sanitäranlagen in alter italienischer Manier demoliert, später auf den Straßen flogen Flaschen, Steine und pyrotechnische Erzeugnisse.
Wie das damalige RL-Spiel ausging? 0:2! In der Startelf des FCK war sogar Boris Becker dabei! Der gute Mann, der rechter Verteidiger ist, wurde 1991 in Tambov (UdSSR) geboren und steht aktuell bei der SG Knopp/Wiesbach unter Vertrag. Jetzt haben wir alle was dazu gelernt. So soll das sein! Noch nen Ding? Auf Seiten der Mannheimer lief auch Marco Rummenigge auf. Von wem er der Sohn sein mag? Hop oder top! Er ist der Sohnemann von Michael Rummenigge!
Um aufs Thema zurückzukommen: Von 2009 bis 2016 gab es noch einige Begegnungen zwischen Waldhof Mannheim und der zweiten Mannschaft des 1. FC Kaiserslautern. Wat willste machen? Es war und blieb nun mal die zweite Mannschaft. Ganz Mannheim ist nun heiß darauf gegen die erste Mannschaft vom Betzenberg anzutreten. Mein lieber Herr Gesangsverein! Das wird ein Tänzchen! Wer sich im Vorfeld noch mal warm machen möchte, dem sei auf youtube das „Waldhof-Classics-Video“ vom besagten DFB-Pokalspiel im Herbst 2001 empfohlen. Das war noch Berichterstattung! „Blaulicht, Verkehrschaos, Schlägereien, Sicherheitsstufe eins…“ Der damalige TV-Bericht des ZDF begann sogleich mit Bambule- und Pyro-Aufnahmen. Und weiter: „… Rekordbesuch! Nebeltöpfe, Bengalische Feuer, Schiedsrichter Dr. Wack signalisierte um 19:30, unter diesen Bedingungen pfeife ich nicht an!“ Es brannte lichterloh im Gästeblock, Gestalten rissen an den Zäunen, Raketen stiegen gen Abendhimmel. Es bedarf nicht sehr viel Fantasie, um zu erahnen, dass es in der kommenden Saison ähnlich aussehen könnte…
Fotos: Arne Amberg, K. Hoeft, Fabian S., Klischi, Claude Rapp
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VG Joachim