Die Info-Lage sah vor meinem Samstagsspielchen mehr als mau aus. Okay, ich wusste, dass es der 2. Spieltag ist. Ebenso startete ich mit der Sicherheit, einen netten Ground zu kreuzen, aber es fährt es sich dennoch nicht unbedingt leichter. "Auf ins Unbekannte" steht ja schon zu 99,9 Prozent nie an. Schon beim Karten-Checken, wo denn der Platz liegt, schielt man ja doch heimlich hin. Oder nicht? Gibt es eine Tribüne, wo ist der Käfig? Insgeheim hatte ich auch auf die Anwesenheit von Gästen gesetzt, da Czarni Ostrowite immerhin für Strzałkowo ein Derby (Kreis Słupca) und das dichteste Auswärtsspiel bedeutet.
Weiße Wolken über Czarnowite - 2:2 im Derby gegen Strzałkowo
Das Programm wurde mit dem Kloster in Ląd und dem Schlosspark in Gierwartów mit seiner 700 Jahre alten Eiche namens Sokół (Falke) kulturell gefüllt. Gierwartów mit seinem extrem klaren und sauberen See ist ein absoluter Geheimtipp für Touristen. Schon ewig weit vom Ufer entfernt sieht man noch seine Füße auf dem hellen Untergrund. Der Boden sieht zwar nett aus, ist aber eklig weich. Wer darauf keinen Bock hat, zieht sich wie ich halt Badeschuhe an. Eine halbe Stunde vor dem Spiel staunte ich nicht schlecht, als wirklich 10 Leute im Gästeblock zwei Fahnen anbrachten.
Beim Abgammeln vor dem Anstoß fand ich noch einen Hahn zum Anzapfen einer Birke und wurde schon zufriedener. Mit dem Auflaufen der Mannschaften legte auch der Gästeblock gut los und sollte dieses Niveau mit nur 10 Leuten bis zum Ende halten! Bei diesen tropischen Temperaturen und bei nur 10 Kehlen grölten die in einer bemerkenswerten Lautstärke! Der Spielverlauf tat auch ebenso der Stimmung sehr gut! Eine halbe Stunde zwang Polanin Strzałkowo die Heimelf Czarni Ostrowite in die eigene Hälfte. Der erste Angriff von Czarni und gleich ein Hammer aus knapp 30 Metern. Das Stadion kochte und schrie, sodass man es bis nach Poznań hören konnte! Vermutlich. Wirklich über 200 Leute zog das Derby in der 6. Liga an.
Jung und Alt waren anwesend - der junge Anteil aber zahlenmäßig eindeutig überlegen. Ich wartete aber vergeblich auf eine Sammlung eines Gegenpols. Mit 1:0 ging es in die Pause. Nach dieser ging Polanin ziemlich fix mit 1:2 in Führung. Der zweite Treffer war eigentlich ein Geschoss gegen die Unterkannte der Latte. Der Gästesektor verpulverte erst einmal eine ordentliche Menge weißen Rauchs. Kurz danach *klack, klack, klack* wurden noch sechs Fackeln angerisssen - wahrscheinlich bevor es vom Ergebnis her noch eine Blamage werden könnte.
Die Ordner kamen angestürmt, einer hatte schon das Handy am Ohr und als dann später "Fußball für die Fans" und "Weiße Helme machen Blow-Jobs" aus dem Gästeblock schallte, war es klar, dass schon bald die Polizei eintreffen sollte. Das dunkle Blaulicht passte nun gar nicht zum hellblauen Himmel. Ein Gast wurde erst einmal festgenommen und abgeführt. Vor dem Stadiontor stellte er sich zum Shooting auf, bzw. er musste. Er verpasste im Prinzip nur das 2:2.
Das ganze Stadion lachte diesmal mit Ausnahme der Gäste. Gegen die Sonne ohne Mütze kann ein gescheitertes Abwehren ziemlich unvorteilhaft aussehen. Den Abpfiff konnte er mit seinen Kumpels erleben. Unter dem Strich war das Unentschieden das beste Resultat für dieses Spiel. Beide Seiten kämpften wirklich aufopferungsvoll. Da bin ich auf das Rückspiegel gespannt.
Fotos: Michael