Eine kleine Recherche brachte mir auf den ersten Blick keine deutschen Berichte zu Spielen von MKS Kłobuck Mikołajki, obwohl der Ort gerade bei deutschen Touristen äußerst beliebt ist. Deutsche Kennzeichen liefen mir auch heute wieder über den Weg. Das Gewusel an der Promenade und auf dem Markt erinnerte an das touristische Aufkommen in den 90ern: Zahlreich, aber nicht penetrant. In der Hochsaison sieht es hier mittlerweile ziemlich derbe nach Massentourismus aus, was mir ein Einheimischer bestätigte.
Masurische Tradition und Tarnfarben - Mikołajki gegen Węgorzewo
In diesem Jahr war es dazu noch richtig enorm, was die Region belagerte. Klar - das bringt Geld, andererseits ist es auch anstrengend. Ungeachtet vom Treiben kickt der MKS Kłobuk Mikołajki in den Niederungen des masurischen Fußballs. Vom Tourismus profitiert er auch, indem der Stadionparkplatz gegen einen Obolus den Touristen angeboten wird. Viel gebracht hat es bisher nicht. Landesliga-Fußball wird hier derzeit geboten. Also dann mal rein in die gute Stube!
Zunächst muss kein Eintritt entrichtet werden, so wie man es ja vom polnischen Niederungen-Fußball her kennt. Im Rücken die Hauptstraße zur Promenade, links neben mir ein Kirchturm vor mir der Platz und daneben sogar ein Plattenbauviertel. Der heutige Gegner ist Vęgoria Węgorzewo. Als die Tiere noch sprechen konnten spielten sie mal in der 3. Liga. Interessanter als deren Vereinshistorie waren heute die Trikots im militärischen Stil.
Tarnfarben - Alarm! Die Historie von MKS Kłobuk gibt sogar noch weniger her. Hier ist der Name der Hit. Der Kłobuk ist ein slawischer bzw. masurischer Dämon. Hast du ihn im Haus, dann ist es safe. Das Aussehen variiert im Reich des Federviehs, kann aber auch menschlich sein. Heraufbeschwören kann man ihn laut Legende mit einer Totgeburt, die vor dem Haus vergraben wird. Ja, der regionale Bezug in den polnischen Vereinsnamen ist schon bemerkenswert. Da können sich die ganzen FC Eisenhüttenstadts usw. mal eine Scheibe davon abschneiden. Und noch regionaler wird es beim Blick auf die Klubfarben. Ein Relikt bei Google Books bestätigt mir den Wahrheitsgehalt der bei Wikipedia geschriebenen Info, die aussagt, dass Blau, Weiß und Rot die masurischen Farben sind.
Das Spiel selbst war dann nicht mal im Ansatz so attraktiv wie der kulturelle Hintergrund. Węgorzewo hinten routiniert und vorne mit Jungschen, die aber nicht mit dem Ball umgehen konnten. Ein Tor nach ca. 20 Minuten reichte Kłobuk, um drei Punkte zu bunkern. Selbst ein Platzverweis nach 24 Minuten half Węgorzewo rein gar nichts. Und das Publikum? Um die 150 Köpfe stark. Ziemlich ruhig saß es auf den Oldschool-Sitzen, stand auf der Hintertorseite oder schaute als Zaungast dem Treiben zu. Was total unüblich ist: Plötzlich lief eine Frau vom Verein mit einer Kasse durch die Reihe und kassierte auch die Zaungäste an der Hauptstraßenseite ab! Abkassieren ist übertrieben. Sie fragte, ob man Eintritt bezahlen würde.
Ich wartete nicht lange, da die Eintrittskarte ziemlich nett anzusehen war. Ein 10er für ein Landesliga-Spiel ist aber nicht von schlechten Eltern! Es wäre interessant zu wissen, wie viele solch Blättchen haben wollten. Vielleicht doch einige Souvenirjäger dabei? Für mich sahen alle nach Einheimischen aus, die oftmals vom Ordner begrüßt wurden und hauptsächlich auch paarweise oder in Gruppen den Ort des Spiels betraten. Jedenfalls reiht sich Mikołajki in die Liste der interessanten Vereine touristischer Hotspots ein.
Fotos: Michael