Hamburger SV vs. Hannover 96: Fackeln, Fahrradschlösser und Fadenkreuze

Hamburger SV vs. Hannover 96: Fackeln, Fahrradschlösser und Fadenkreuze

Freitag in der Frühe. Leichter Nieselregen in Sachsens wichtigster Stadt. Der strahlend grün lackierte Flixtrain in Richtung Hansestadt Hamburg startet pünktlich. Der fehlende Waggon sorgt für Schmunzeln. In Hamburg wartete bereits seit dem Vortag die Begleitung. Eben jener war schon seit Wochen in Besitz einer Eintrittskarte für die abendliche Freundschaftsbegegnung zwischen dem HSV aus Hamburg und dem HSV aus Hannover. Ein bisschen Überzeugungsarbeit später und mit vielen Unterbrechungen aufgrund von Funklöchern, snackte auch ich mir noch eine preiswerte Karte auf der Ost. Aufgrund vermeintlicher Sichtbehinderung kostete das gute Stück nicht mal 30 Euro. Spoiler an dieser Stelle - Das Geld war es wert.

Ne kleene Kneipentour in Eidelstedt eingelegt und frühzeitig das Stadioninnere aufgesucht. Das eigene Stadionticket wurde einige Stunden vorher in einem CopyShop ausgedruckt, der Besitzer wirkte nicht zwingend vertrauenswürdig und stellte einige Fragen zur Partie. Glücklicherweise hat er die Ticketdatei auf seinem Rechner nicht für eigene Zwecke missbraucht.

Die infrastrukturelle Situation im Stadion war eher bedenklich. Bier wurde aus Büchsen umgefüllt und war in der zweiten Halbzeit dann auch ausverkauft. Die Toiletten waren teilweise unbenutzbar. Meine Sichtbehinderung verhinderte den Blick auf die Trainerbänke, geschenkt. Schlimmer die Sichtbehinderung einiger Fans, die sich bei Hamburgs Pyroshow unmittelbar vor meiner Kamera positionierten.

Angekündigt waren über mehrere Plakate im Stadion Proteste. Anfangs war davon noch nichts zu erkennen. Hamburg fackelte die Nordtribüne ab und Hannover sorgte akustisch für gute Atmosphäre. Erst während der Halbzeitpause wurde es ungemütlicher für Schiedsrichterteam, DFB, DFL und vor allem Martin Kind. Am Hamburger Tor wurden Fahrradschlösser aufgeflext, nachdem die Helfer tatsächlich noch versuchten die Zahlencodes zu erraten. Ein Traum eines jeden Stochastikers (Die Stochastik ist die Mathematik des Zufalls).

Und dann ging es richtig los. Der Hamburger SV erzielte in einem unfassbar unterhaltsamen Fußballspiel direkt nach dem Wiederanpfiff das 2:3. Für lange Zeit war dies die einzige Aktion auf dem grünen Rasen. Es folgte eine mindestens halbstündige Spielunterbrechung. Die Hassbilder wandelten sich von Minute zu Minute. Erst der Verband, dann bekam Martin Kind etwas geschmacklos sein Fett weg und auch gegen Sankt Pauli wurde reichlich gepöbelt.

Überraschenderweise wurde ziemlich wenig Unmut über die Aktionen der Fanszenen geäußert. Vor allem auf den teureren Plätzen hinterfragt man Investoren-Einstiege und die systematische Zerstörung eines Volkssportes eher weniger und mosert lieber über "die Jugend von Heute". In unserem Umkreis war davon nichts zu spüren.

Als das Abbild von Martin Kind inmitten eines Fadenkreuzes entfernt wurde, kamen die Teams auch wieder auf das Feld und zogen ihr Ding weiter konsequent durch. Scooter plärrte zum dritten Mal durch die Stadionlautsprecher. Nur wenige Minuten später brannten bei Benes die Sicherungen durch. Schneller Videobeweis, glatt Rot. Schön blöd. In der langen Nachspielzeit folgte gar der zweite Hamburger Platzverweis. Und Hannover? Die erzielten das 4:3 aus ihrer Sicht und können nun wieder völlig realistisch an den Aufstieg ins Oberhaus träumen.

Bericht & Fotos: Max W.

Stadionname:
  • Volksparkstadion
Inhalt über Klub(s):
Spielergebnis:
3:4

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