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DeBAKel zum Heimauftakt - der SV Babelsberg 03 zerlegt den Berliner AK 07

Es gibt Spiele, bei denen darf man eine Schlagzeile ausnahmsweise in Kaufzeitungsrhetorik verfassen und niedrig angesetzte Wortspiele einbauen. Und weil es so selten auftritt auch noch in der Einleitung extra darauf hinweisen. Das Tiefflieger-Saisonguthaben ist damit nun früh verbraucht, kommen wir zur sich dahinter verbergenden Substanz.

Der Heimauftakt der Berliner AK stand bereits zu Saisonbeginn unter keinem guten Stern - nämlich unter der Sonne höchstpersönlich, die in Berlin seit April gnadenlos scheint und so gut wie keinen Regen zugelassen hat. Zur Trockenheit haben sich in den letzten Wochen auch noch Temperaturen über 30 Grad eingestellt - das gab den geschädigten Grünflächen der Stadt den Rest und das traf auch auf den Rasenplatz im Berliner Poststadion zu: der war zur eigentlich geplanten Heimpremiere des Berliner AK gegen Bischofswerda unbespielbar.

 

Im RBB Inforadio klärte der Schweizer Wetterpapst Jörg Kachelmann kürzlich noch einmal auf, dass an einem wolkenlosen Tag die Tageshöchsttemperatur zwischen 17 und 18 Uhr erreicht wird und Sport aufgrund der dann besonders hohen Ozonwerte und Luftunreinheit nicht sonderlich empfehlenswert ist. Pech für die Herren Regionalliga-Fußballer, die heute an diesem bisher heißesten Tag des Jahres um 18 Uhr das Poststadion für diese Saison einweihten. 

In der Regionalliga Nordost lockt in dieser Saison der seltene direkte Aufstieg für den Meister und das ist für den Berliner AK sogar ausgewiesenes Ziel. Dafür wurde mit Ersan Parlatan ein neuer Trainer von Viktoria Berlin verpflichtet, er löst nach nur einer Saison Markus Zschiesche ab der eine junge BAK-Mannschaft immerhin zuletzt auf Platz drei führte und dabei einen Punkteschnitt von 1,64 erreichte. Den wird Parlatan (Schnitt bei Viktoria: 1,58) wohl übertreffen müssen, wenn er sich nicht allzu schnell in das traditionelle BAK-Trainerkarussell einreihen möchte.

 

Der Verein  hat für die Aufstiegsmission seinen Kader stark umgebaut und dabei formell solide verstärkt: Mittelfeldspieler Shawn Kauter kam von Herthas zweiter Mannschaft, neu sind zudem Marcus Mlynikowski und Tim Oschmann die unter anderem in Jugendmannschaften des 1. FC Union Berlin gespielt haben. Eine Union-Vergangenheit hat auch Oliver Hofmann. Der rechte Verteidiger wechselte schon zu Beginn des Jahres von Viktoria zum BAK und erzielte am Wochenende bei Union Fürstenwalde das Tor des Tages. 

Im Gegensatz zu den Gastgebern bleibt der heutige Gegner aus Potsdam Babelsberg bescheiden und peilt einen Platz im gesicherten Mittelfeld an. Zum Saisonauftakt gelang immerhin ein 2:1 Erfolg bei Germania Halberstadt, daraufhin erlitt 03 dann selber eine knappe 1:2 Heimpleite gegen den Chemnitzer FC. Neuzugang Tom Nattermann erzielte 2 der bisherigen 3 Babelsberger Tore und heute sollte er diese Ausbeute verdoppeln.

 

Das sahen aber nicht alle der gut 250 Babelsberger Anhänger unter den 679 zahlenden Zuschauern, denn zu Beginn des Spiels befanden sich viele noch in der traditionell langsamen Bier- und Wurstschlange. Währenddessen ging ihre Mannschaft mit den ersten zwei Spielzügen bzw. Kontern binnen vier Minuten mit 2:0 durch Pieter-Marvin Wolf und eben Tom Nattermann in Führung. Grenzenloser Jubel bei denen die schon im Block waren, die Spieler sprangen vor Freude an den Zaun, konnten es gar nicht glauben.

 

Das motivierte auch die blau-weißen Kehlen: „Allez, allez - Forza 03!“ oder „Babelsberg von Neunzehnhundertdrei!“ - im Block ging Singen, Klatschen und Trommeln das gesamte Spiel über munter weiter. Und die Spieler waren nicht weniger fleißig: 0:3 nach 16 (Tobias Dombrowa), 0:4 nach 36 Minuten (Manuel Hoffmann), alle Tore waren Konter-Blaupausen des ersten. Da halfen auch zwei frühe Spielerwechsel beim BAK nichts und sollten sich später sogar rächen.

 

Die Berliner fanden gar nicht ins Spiel: läuferisch, kämpferisch, technisch oder taktisch. In der Offensive fehlte zudem die Genauigkeit und so wurden sie verdient zerlegt. Das Saisonziel erschien nun noch ambitionierter, Ersan Parlatan beklagte im Nachhinein mehrfach die Einstellung seiner Jungs: „Wo sind meine Spieler? Wo ist die Bereitschaft?“ fragte er sich schon in Minute 1 nach dem 0:1 und danach immer und immer wieder: "Wo ist die Bereitschaft?"

 

Die hatten die Babelsberger in diesem Spiel für sich gepachtet, denn trotz der hohen Führung blieben die Gäste das gesamte Spiel über angriffslustig, beließen es in Halbzeit 2 aber bei einem einzigen Tor: Tom Nattermann erzielte seine zweite Bude des Tages in der 51. Minute. Als er kurz daraufhin früh in den Feierabend geschickt wurde, gab es auch stehende Ovationen von den gut zwei Duzend Gästeanhängern auf der Haupttribüne. Der Rest sang: „...wenn wir in der Gästekurve steehn...“

 

Stehend KO waren die Hausherren, auch wenn sie sich ab und an mühten. Zehn Minuten vor Schluss mühten sie sich auch noch in Unterzahl - hier rächten sich die zwei Wechsel in Halbzeit eins. Das Kontingent war erschöpft und so konnte niemand eingewechselt werden, als Marcus Mlynikowski vom Feld humpelte. Es lief einfach gar nichts zusammen. Der SV Babelsberg konnte sich im Schongang weitere gefährliche Möglichkeiten herausspielen, muss sich am Ende nur die mangelnde Chancenverwertung in der Schlussphase vorwerfen lassen. 

 

Trainer Almedin Civa war am Ende voll des Lobes - seine Jungs hätten ein "Riesenspiel gemacht, wenig zugelassen und einen echten Sahnetag erwischt". Dennoch sei die Saison noch lang und noch viel möglich - diese Bodenständigkeit hat sich heute bereits bezahlt gemacht.

 

Ersan Parlatan war ruhig und sachlich in seiner Analyse. Von seinem Stadionsprecher wurde ihm Mut zugesprochen, doch er weiß selbst, dass sich das Karussell an diesem heißen Berliner Sommertag ganz sachte in Bewegung gesetzt hat. Noch lässt es sich darin ganz gut sitzen, aber weitere Debakel dieser Art wird er sich wohl nicht leisten können.

Bericht: Felix

Fotos: Felix

> zur turus-Fotostrecke: Berliner AK 07

> zur turus-Fotostrecke: SV Babelsberg 03

Artikel wurde veröffentlicht am
09 August 2018
Spielergebnis:
0:5
Zuschauerzahl:
679
Gästefans
250

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Inhalt über Liga
Regionalliga

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