Am vergangenen Wochenende stand das Auswärtsspiel von Hansa Rostock in Zwickau an. Klar, der FCH hatte die letzten beiden Spiele zu Null gewonnen, aber aufgrund der spielerischen Leistungen in den beiden Spielen wollte sich ein optimistisches Gefühl nicht so richtig einstellen. Im Gegenteil: Samstag, am späten Nachmittag machte sich mein Handy bemerkbar. Eine Nachricht, ein einziges Bild und obwohl es noch verschwommen war, weil mein Empfang eher beschissen war, wusste ich zu dem Zeitpunkt, dass mich da schon wieder jemand ärgern wollte. Und ich sollte Recht behalten, als gefühlte Minuten später das Kicker-Profil von Zwickaus Ronny König auf dem Display erschien. Ein einfaches „Fi** dich!“ war die einzig richtige Antwort in dem Moment. Der Gedanke „Es wäre eigentlich typisch Hansa, wenn der König ausgerechnet gegen uns mal wieder treffen würde“ schwirrte schon seit ein paar Tagen in meinem Kopf herum, was der Absender dieser Nachricht auch wusste.
FSV Zwickau vs. Hansa Rostock: Die Freunde aus Dresden sorgten für Gesprächsstoff
HotAm Spieltag selbst gestaltete sich die Anreise recht unspektakulär. Die Auswärtsspiele in Sachsen werden seit Jahren mit einem Wochenende daheim verbunden und so sollte es auch diesmal sein. In weniger als einer Stunde erreichten wir das noch recht neue Stadion in Zwickau. Da es diesmal nicht in den überfüllten Gästeblock gehen sollte und uns gewisse Gepflogenheiten in Zwickau bekannt waren, ging es ohne große Umwege sofort nach drinnen, um irgendwelchem Theater von Anfang an aus dem Weg zu gehen.
Eine besonders schöne Eigenschaft des Zwickauer Stadions ist, dass die Ecken (noch?) nicht zugebaut sind. Von der Gegengerade aus hat man dadurch einen wunderbaren Blick über die Stadt. Das sollte aber irgendwie auch schon alles sein, was an diesem Tag sehenswert war.
Der Gästeblock war gut gefüllt, wenn nicht sogar überfüllt und auch im Heimbereich war gut was los. Der sonst oft relativ leere Block C5 war komplett ausverkauft, was ich bisher in Zwickau (auch gegen interessante Gegner) so noch nicht erlebt habe. Was im Heimbereich auffiel, war die extrem hohe Anzahl an Fanartikeln von Dynamo Dresden. Vom Kleinkind über Möchtegern und Ultra bis hin zum 80-Jährigen: Immer wieder Dynamo. Was in Zwickau anscheinend zum guten Ton gehört, wird für mich trotz des Wissens über die Freundschaft beider Fanszenen und Vereine immer ein Rätsel bleiben. Auch die Fankurve der Zwickauer war anscheinend von Dresdner Seite wieder gut besucht und so konnte sich der Stadionsprecher bei einem seiner vielen Ermahnungen für den Heimbereich den Spruch „Und hier auch nochmal ein Hinweis an unsere Dresdner Mitbürger: Wie in Dresden und überall ist das Abbrennen von Pyrotechnik auch in Zwickau verboten!“
Fußball wurde übrigens auch gespielt und was soll ich sagen? Es dauerte keine fünf Minuten, bis der oben angesprochene Ronny König das erste Tor des Tages erzielte. Fünf Minuten. Per Kopf. Nach einer Ecke. Na gut, einmal kann das schon passieren.
Hansa war jetzt gezwungen, das Spiel zu machen und schaffte das eher schlecht als recht. Den wenigen wirklich guten Möglichkeiten gingen Einzelleistungen voraus, die dann nicht wirklich überzeugend zu Ende gebracht wurden. So kam es, wie es kommen musste und nachdem ich zu meinem Nebenmann noch scherzhaft meinte „Ecke, König, Tor“, rappelte es auch schon wieder. Wieder eine Ecke. Wieder der König.
Ich begann kurz mich aufzuregen. Jede Mannschaft bekommt es mittlerweile hin, insbesondere bei Standards, den König zu verteidigen. Und wer schafft´s als einziger wieder nicht? Der große F.C. Hansa Rostock!
Mit einem 2:0 Rückstand und eigentlich schon wieder pappsatt sollte es in die Halbzeitpause gehen. Mit dem Gedanken „Wir haben hier auch schon mal 2:0 zur Halbzeit geführt und dann noch den Ausgleich kassiert“, versuchte ich mir eine gewisse Portion Optimismus einzureden.
Hinter mir hörte ich Gespräche von älteren Fans mit, die sich über die ständige Zündelei im Fanblock beschwerten. „Wenn die Dresdner hier zündeln, dann sollen die ihren Mist gefälligst auch selbst zahlen… bei ihren eigenen Heimspielen machen die das doch auch nicht“ oder der Vorschlag „Dann müssen die Ordner oder die Polizei eben zivil in den Block und dort die Leute rausholen“ waren dabei nur die Spitze des Eisbergs.
Pünktlich zu Beginn der zweiten Halbzeit schien Hansa dann plötzlich Bock auf Fußballspielen zu haben. Über rechts ging es ausnahmsweise mal blitzschnell und einer, der vom Trainer mal mit „der wird nie ein Torjäger“ beschrieben wurde, besorgte den Anschlusstreffer. Den hatte der, der „zu gut für diese Liga“ ist, in der ersten Halbzeit übrigens frei vorm Tor liegen lassen. Aber so viel nur nebenbei zu den meiner Meinung nach nicht immer allzu günstig gewählten Aussagen des Trainers. Hansa machte jetzt tatsächlich das Spiel und auch wenn das 2:2 unter großzügiger Mithilfe der schlafenden Zwickauer Hintermannschaft fiel, war das zu dem Zeitpunkt hochverdient und auch ein Stück weit das Ergebnis aus dem Mut, Marcel Hilßner von Anfang an zu bringen und nicht mit der neuen Rostocker Weisheit „der ist noch nicht so weit“ wieder auf der Bank warten zu lassen. Kurz vor Schluss klopfte mir dann einer aus der Gruppe hinter mir auf die Schulter und meinte „Egal wie das ausgeht… du darfst gerne wiederkommen.“ Kurz zuvor hatten wir zusammen die Bilanz von Herrn König auf der einen und das Zweikampfverhalten von Herrn Königs auf der anderen Seite ausgewertet.
Bis zum Abpfiff mussten sich zehn verbliebene Rostocker auf dem Platz noch einmal intensiver gegen die Schlussoffensive der Zwickauer zur Wehr setzen, was trotz einiger gefährlicher Abschlüsse auch gelang. So blieb es letztendlich beim 2:2. Ein Unentschieden, das sich für Hansa zwar wie ein Sieg anfühlt aber auf dem Weg „Gemeinsam nach oben“ auch nicht wirklich weiterbringt.
Auf Heimseite hörte man von allen Seiten, dass es langsam eng wird und man sich wahrscheinlich aufgrund der vier Absteiger in diesem Jahr erstmal nach unten orientieren würde. Vielleicht sollte man dem Ronny König in Zukunft immer erzählen, dass es gegen Hansa geht. Dann dürfte Zwickau mit dem Abstieg eigentlich nichts zutun haben.
Fotos: Frank Haladuda, Aumi, Mia, Marco Bertram
Benutzer-Kommentare
Letzlich ein gewonnener Punkt und spielerisch zum Glück bei weitem besser als noch beim Dusel Sieg in Halle. Auch wenn die beiden Gegentore nach Standards mal wieder typisch Hansa waren.
An den Vorredner unter mir .. mal gucken ob die Süd wie gewohnt geöffnet wird gg. Nürnberg oder ob der Verein da jetzt kalte Füße bekommt in Anbetracht der doch exhorbitanten Strafe aus dem Stuttgart Spiel.
PS: Gibt bestimmt beim DFB demnächst n' neue Vollzeitstelle als offiziell lizensierter Fackelzähler ;)